Die Abbildung zeigt zwei Frauen, die um 1900 einen Pflug ziehen: beide in langen Kleidern
Der letzte Artikel beschrieb eine Zeit, sellemòls in den winterlichen Kirchen. Das Thema „Winter“ soll uns weiter beschäftigen. Winterzeit war sellemòls eine große Mangelzeit, was Wärme und Licht betraf.
Heute sollen Hosen „zu Wort kommen“, denn das waren nicht nur praktische Kleidungsstücke bei der Stallarbeit, der Feldarbeit und in Industrie und Bergbau. In der Winterzeit waren sie als wärmende Kleidungsstücke bei den Männern sehr beliebt.
Warum aber durften sellemòls Frauen solche Kleidungsstücke in kalten Wintern nicht tragen?
Bis zum Ersten Weltkrieg ermahnten viele Dorfgeistliche die Gläubigen, keine Frauen- oder Männerkleidung zu tragen, wenn man nicht diesem Geschlecht zugehört. Sie beriefen sich auf eine Bibelstelle aus dem Alten Testament, zu finden unter 5. Mos. 22, 5, und die lautete: „Ein Weib soll nicht Mannsgewand tragen und ein Mann soll nicht Weiberkleider antun…“
Hosen galten traditionell als Männerkleidung, Röcke und Kleider als Frauenkleidung. Vor mehr als hundert Jahren sollte sich das langsam ändern. Dabei waren die Frauen Hilfen für sich selbst.
Im Ersten Weltkrieg wurden sehr viele Männer zum Militär eingezogen. Es mangelte besonders in der Bauernschaft an Arbeitshilfen und so übernahmen sehr viele Frauen zusätzlich zu ihrer Arbeit auch die meisten Arbeiten der Männer. Die Dorfgeistlichen hielten sich nun mit Sündendrohungen zurück. Sehr schnell setzte sich unter den Frauen der Gebrauch von „Schaffbuchse“ ihrer im Krieg befindlichen Männer durch. Sie waren bequemer und wärmer als die Röcke bei der schweren Feldarbeit.
Eine Reihe von Zeitzeuginnen berichteten, dass ihre Männer dieses Benutzen nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg bemängelten, einige waren sogar beleidigt. Doch der Wunsch der Frauen nach Hosen nahm im Zweiten Weltkrieg erneut zu und auch nach dem Krieg blieb der Wunsch nach dieser wärmenden Winterkleidung erhalten. Erst in den 1970er Jahren setzte sich langsam eine eigene Frauen-Hosenmode so richtig durch.