Die Gemeinden hatten den hohen Nutzen der Schäfereien im 18. und 19. Jahrhundert erkannt und führten ein Steuerwesen für die Bauern ein. Auf der einen Seite stand die Schäfereigenossenschaft, auf der anderen die Bauernschaft. Beide sahen sich als gegenseitige Gewinnbringer.
In der Praxis sah es so aus, dass die Bauern eine Form der Steuer zu entrichten hatten, vergleichbar mit einem Zehnt.
Für die Gemeinden sah es so aus, dass sie bei üppigen Ernten der Bauern gute Einnahmen erzielten, und diese waren sehr wichtig, denn in früheren Zeiten waren die Geldquellen für die Gemeinden noch sehr rar. Aus diesem Grund waren alle Dorfgemeinden an ertragreichen Schäfereien interessiert.
Dazu ein wichtiges Beispiel: In der einst üblichen Dreifelderwirtschaft blieb wechselnd etwa ein Drittel der Flur brach liegen. Für die Schäfereigenossenschaft hieß das allerding "Beweidung" und für die Bauern "zusätzliche Befruchtung des Bodens", "Kurzhalten der Unkräuter" und schließlich hatten sie in der Schäfereigenossenschaft auch Tiere untergebracht. All das zahlte sich im Folgejahr wieder aus.
Für diese Brachäcker kannten die Bauern ein besonders Wort und das hieß "Sommerweide" Aber es gab auch eine Winterweide. Sie war noch im 19. Jahrhundert seltener, schließlich wurde so mancher Schäfer als Lehrer für die Winterschule der Kinder gebraucht. Trotzdem gab es Winterweidegänge in frostarmen Zeiten. Der Schäfer bestimmte solche Tage, an denen er glaubte, den Tieren etwas Futter in der Flur bieten zu können. Den Bauern waren die Winterweiden ebenfalls willkommen, denn bei den Hutgängen durch die Flur wurde von den Schafen Maulwurfhaufen und andere ungewünschten Unebenheiten weitgehend eingeebnet, eine Arbeit, die die Bauern sonst im Frühling selbst durchführen mussten.
Das Schäfereiwesen in unseren Dörfern war einst ein wichtiges Element der Dorfwirtschaft.
Eine Besonderheit, über die heute kaum noch einer etwas berichten kann, war auch mit den Schafen verbunden, doch darüber im nächsten Sellemòls-Beitrag.