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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 32/2022
Sellemòls in der Gemeinde
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Unschlitt

Unschlitt nannten die Bauern und Arbeiter bis ins 20. Jahrhundert das Darmfett der Paarzeher, und damit auch das der Schafe, die die Menschen auf unseren Dörfern hielten.

Dieses Fett ist nach dem Schmalzen kein weiches, mit dem Schweineschmalz vergleichbares, sondern ein selbst stehendes, so dass es immer wieder, und das seit Jahrhunderten als Leuchtstoff verwendet werden konnte.

Für diesen Leuchtstoff kannten die Alten in unseren Dörfern Funseln, zum Beispiel solche aus Ton, wie wir auch Reste aus römischen Zeiten kennen. Das Fett wurde warm in das Gefäß eingebracht. In der Schnut lag ein Docht, der vorne angesteckt wurde. Dadurch brannte das Fett auf kleiner Flamme.

Derartige Funseln bastelten die Handwerker in unserer Industrie aus Konservenblech, das es vor mehr als hundert Jahren bereits als Verpackungsmaterial in dem Handel gab.

Da diese Beleuchtung sehr schwach war, also nie ein richtiges Licht zustande brachte, übernahmen auch die Saarländer den norddeutschen Begriff Tranfunsel. Im Norden bediente man sich des Fischfetts, Tran genannt.

Männer übertrugen diesen Begriff gerne auf schlafmützige Frauen.

Im Ersten Weltkrieg wurden Leuchtmittel Wachs und Petroleum rationiert, so dass man sich wieder stärker des Unschlitts bediente. Vor allem Kerzen wurden nun gefertigt und in den Handel gebracht. Eine Tranfunsel eines Handwerkers und Kerzen aus dem Ersten Weltkrieg sind im Museum in Rubenheim zu sehen.

Gunter Altenkirch