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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 32/2024
Sellemòls in der Gemeinde
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Ende der Fruchternte

Für einige Bauern ist es heute schon so weit: Die Fruchternte ist zu Ende.

Vor vierzig Jahren bekam ich aus Reinheim eine Aufzeichnung mit schriftlichen Berichten aus dem 19. Jahrhundert. Darin erfuhr ich aus Zeiten von sellemòls vom Ende der Ernten von Heu, Frucht und später auch von Kartoffeln in diesen Zeiten.

Darin steht geschrieben, dass der allerletzte Erntetag so gestaltet wurde, dass nur noch wenig Arbeit auf Äckern und Wiesen anfiel. Auf dem Erntewagen wurde nur noch sehr wenig nach Hause aufgeladen, so konnten alle Mägde, Knechte und Tagelöhner auf dem Wagen einen Platz finden und nun ging es gemeinsam fröhlich zurück auf den Hof des Bauern. Alle trugen an diesem „festlichen“ Tag bessere Kleidung, die Frauen und Mädchen waren mit bunten Kopftüchern geschmückt. Sobald sich der Wagen in Bewegung setzte, begannen alle zusammen fröhliche Lieder zu singen. Alle Leute im Dorf sollen erfahren, dass die Erntegemeinschaft ihre Arbeit beendet hatte.

Im Bauernhof angekommen, stiegen alle ab, versorgten schnell noch den Wagen und die Zugtiere und versammelten sich gemeinsam am Tisch, wo es ein üppiges Ernte-Abschlussessen gab.

Die Schnitterfamilien in der Heu- und Fruchternte erhielten ein „Schnitterbrot“. Das waren außergewöhnlich große Brote, die die Bauersfrau zu diesem Anlass gebacken hatte. Die Brote wogen neun bis zehn Pfund.

Nach der Kartoffelernte gab es anstatt der großen Brote einen „Schoß“ voll Kartoffeln, das war eine gefüllte Schürze der jeweiligen Hausfrau. Zusätzlich erhielten die Frauen nach der Kartoffelernte auch noch einen „Hafen Sauermilch“, das waren etwas zwei Liter.

Gefeiert wurde bis in den späten Abend. Jeder im Dorf sollte erfahren, dass die Familie mit der jeweiligen Ernte fertig war.

Nach dem Ersten Weltkrieg schliefen diese Bräuche ein. Dennoch war auch dann noch der Ernteabschluss ein kleiner Grund zu feiern.

Gunter Altenkirch