Brot war den Alten sehr heilig. Das Wegwerfen von Brot galt als größte Sünde, dennoch war es möglich, ungestraft altes vertrocknetes Brot als Dichtungsmaterial und Modelliermasse zu verwenden.
Das Scheibenbrot von dunklem, vor allem Roggenbrot mit Rinde, wurde für diese Zwecke geweicht und zwar mit dem menschlichen Speichel. Dazu wurde es einfach nur lange gekaut, bis es zu einem gleichmäßigen Brei geworden war. Es musste darauf geachtet werden, dass der Speichel nur mäßig in die Masse floss. Anschließend drückte man mit der Zunge die Masse gegen den Gaumen, um Speichelreste möglichst gering zu halten. Das Modelliermaterial war somit fertig.
Typische Reparaturarbeitern mit diesem Material war das Abdichten der Scheiben an den Innenseiten der Fenster. Von der Masse wurde etwas fest in die Ritzen zwischen Glas und Holzrahmen gedrückt und verstrichen. Schon am nächsten Tag konnte ein zweites Mal von der Masse nachgestrichen werden. Auf diese Weise wurden erste Schwundrisse, durch die Feuchtigkeit eintreten konnte, vermieden. Die Fensterrahmen konnten nun erneut lackiert werden.
Diese Arbeiten waren typische, die man in der Sommerzeit verrichten konnte. Die Masse trocknete schnell und verfestigte sich sehr dicht für die Winterzeit. Derartige Reparaturen konnten in den 1940er Jahren, nach dem Krieg, noch hie und da beobachtet werden.
Die beschriebene Brotmasse diente auch als Modelliermasse für kleine Spielzeuge wie Würfel, Klicker und Streichholzschachtelpüppchen. Das Modellieren war ein einfaches Rollen und Formen mit Druck mit den Fingern. Sobald die Figur angetrocknet war, musste sie nur nachgepresst werden, bis sie ganz trocken war. Der Nachteil beim Klickerspielen: Mit diesen Brotklickern durfte man nie gegen Steinklicker, geschweige denn, Glasklicker antreten.
Die Abbildung zeigt stark vergrößert einen alten Würfel aus Brot, wie er auch im Museum zu sehen ist.