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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 35/2022
Sellemòls in der Gemeinde
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Wolf und Wolfgalgen

Keine Angst, die Wölfe werden uns hier kaum in den nächsten Jahren wieder erreichen - und so gefährlich sind sie auch wieder nicht. Auch in früheren Jahrhunderten war der Wolf als Standwild im Bliesgau nicht anzutreffen, allerdings als Zugwild, vor allem im Winter.

Der Wolf wurde aus mythologischen Gründen immer als das schlimmste Raubtier mit vielen Gruselgeschichten geschildert. Dabei vergriff er sich sehr selten an Menschen. Das konnte bei eigener Gefahr vorkommen. Die Angst vor den Wölfen war zudem ein weit verbreiteter Sagenbereich, nachdem sich Verbrecher angeblich in Wölfe verwandeln konnten, um Menschen zu schädigen.

Die Dorfbewohner besaßen, zumindest in den letzten zweihundert Jahren, Angst vor der Raubgier der Wölfe. Besonders im Winter vergriffen sie sich an den bäuerlichen Nutztieren. Es war also kein Wunder, wenn er verfolgt wurde - auch in unseren Dörfern.

Bis 1862 galt auch hier das königlich-bayrische Gesetz, nachdem die einzelnen Dörfer im Herbst den üblichen Wolfsgalgen zur Bekämpfung der Wolfsgefahr für die Winterzeit zu richten hatten.

Solche Galgen waren keine Richtstätten, sondern besonders raffinierte Fallen.

Man darf sie sich folgendermaßen vorstellen: im Erdboden fest verankert standen drei hölzerne Stämme im Dreieck. Darüber aufgelegt waren drei Balken, die die Senkrechten miteinander verbanden.

An einem dieser Balken hing ein kurzes Seil mit einem Haken (Abbildung), der noch heute "Wolf" genannt wird. Dieser Eisenhaken mit den drei nach oben gerichteten Spitzen besaß etwa die Größe eines mittelgroßen Apfels. In den Haken wurde ein Stück Fleisch eingebracht, häufig eine Ratte.

Das Wort Wolfsgalgen, gelegentlich auch nur "Galgenberg", war ein amtlicher Flurname, in vielen saarländischen Flurnamen noch zu finden. In dem alten Medelsheimer Flurakten wurde er erstmals 1510 erwähnt. Er lag hinter der Flur "Weinberg".

In vielen Dörfern hieß der Wolfsgalgen "Schnappgalje", in einigen Dörfern ist auch der noch als offizieller oder volkstümlicher Flurname erhalten geblieben, so auch in Rubenheim.

Auf der geführten Wanderung des OGV Rubenheim am 13.9. wird der Rubenheimer Schnappgalgen noch einmal erklärt und auf den Ort hingewiesen.

(wird fortgesetzt)

Gunter Altenkirch