Hand auf´s Herz: Haben Sie in Ihrem Garten einen Hollerbusch? In der alten Bauerngesellschaft gab es keinen Garten ohne einen solchen Busch. Noch im 19. Jahrhundert konnte man sogar noch ab und zu einen Hollerbaum vor dem Haus entdecken. Holunder waren als Baum immer jährlich zurechtgeschnitten und gewachsen. Die Stämme erreichten selten einen Durchmesser von mehr als dreißig Zentimeter. Vor dem ehemaligen Gasthaus Hepp in Rubenheim hatten wir einen solchen Baum gezogen und gepflegt, bis er vor wenigen Jahren einging.
Holunder hatte einst das Alltagsleben unserer Vorfahren stark mitbestimmt, denn er war einer der bedeutendsten Nutzbäume unserer Dörfer.
Der Wissenschaftler F. Söhns schrieb 1912, dass sein ursprünglicher Name „holuntar“ war und er übersetzte diesen frei mit „Baum der Göttin Holla“.
Für die Alten waren Baum oder Busch einst die Apotheke von der Blüte bis zur Wurzel. Das heißt, dass manche Heilmittel in diesem Holzgewächs ihren Ursprung besaßen.
Die Blüte ist in diesen Monaten lange vorbei, doch auch heute noch werden die Blüten als „Fliedertee“ gesammelt und getrocknet um sie in der kalten Jahreszeit als Tee zur Verfügung zu haben. Das Wort Fliedertee stammt von dem mittelhochdeutschen Wort „vlederen“ ab und das bedeutet so viel wie „flatternd zur Erde gleiten. Gemeint waren damit die einzelnen kleinen weißen Blütenteile. Der Tee ist auch heute noch in manchen Haushaltungen eine große Hilfe gegen Fieber, heiß getrunken ist er zugleich ein guter Schwitztee. In vielen Haushaltungen wird er auch dünn angesetzt und als tägliche Flüssigkeit genossen.
Auch andere Baumteile waren bewährte Heil- und Genussmittel. Darüber im nächsten Sellemòls-Beitrag.