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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 36/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Holunder (II)

Der Holunderbaum bescherte uns einst nach den Blüten, wie im letzten Beitrag dargestellt, weitere Teile, die als Heil- und Lebensmittel verwendet werden konnten und heute noch können.

Die Wurzeln wurden gewaschen, kleingeschnitten und in Wein gekocht zu einem Mittel gegen die Wassersucht. Gegen die Wassersucht sollte auch ein Tee aus den „Hollerschalen“ helfen. Das waren die grünen Schalen der einjährigen Holztriebe. Ein in Schweinefleischbrühe gekochter Schalensaft sollte auch gegen Nierenleiden helfen.

Zurzeit kann man zum Verzehr an den Sträuchern die dunklen Beeren ernten. Die Hausfrau raffte die Beeren meist mit einer Gabel von den Stauden in eine Schüssel. Daraus kochte sie eine „Sießschmier“ (Marmelade).

Die Beeren dienten ferner bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts als beliebtes Färbemittel in der Küche. Weit verbreitet war eine lila Hollersuppe, vor allem in der Zeit des Ausmachens der Kartoffeln, wenn eine Mittagspause auf dem Acker genossen wurde.

Und, was heute ganz vergessen, sie dienten auch als Färbemittel vieler anderer Speisen. Die Hausfrauen wollten einst mit solchen Lila-Färbungen die Gäste überraschen und erfreuen. Das konnte auch schon einmal gefärbtes Gemüse sein, vor allem war es eine Besonderheit, lila Pudding als Sonntagsnachtisch zu servieren. Es gab sogar, wenngleich nur als große Ausnahme, Brot, das innen lila gefärbt war. Noch vor Jahrzehnten erzählten alte Frauen recht freudig von ihren Hollerkochkünsten, die heute allesamt in Vergessenheit geraten sind.

Gunter Altenkirch