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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 36/2024
Sellemòls in der Gemeinde
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Grubengummi

Nach dem Schießdraht der letzten Woche wollen wir heute ein anderes Abfallprodukt der Saargruben zu Wort kommen lassen: Das Grubengummi. Bei diesem Material handelt es sich um das Gummimaterial der Transportbänder, mit der die Kohlen ausgefahren wurden. Das Gummi war ein Schichten aufeinander geklebt, dazwischen stets ein Hanfgewebe. Diese Bänder zerschlissen und wurden von den Bergleuten gerne brauchbar zurechtgeschnitten mit heimgeholt.

Zu Hause wurde das Material vielfältig gebraucht. Schuhsohlen wurden gerne aus dem knapp zwei Zentimeter dickem Vollmaterial geschnitten, während die restlichen Schuhteile und viele andere Objekte aus dem dünneren Oberschichtenmaterial gefertigt werden konnten.

Die Abbildung zeigt ein solches Paar Sandalen mit Vollgummisohlen und dem gespaltenen Oberflächenmaterial aus den Nachkriegsjahren.

Natürlich wurden auch andere Schuhe mit dem dünneren Gummimaterial besohlt.

Viereckige Stücke etwa in der Größe von fünf bis sechs Zentimeter wurden als Scharniere an den Türen der Hasenställen angenagelt. Und Reparaturen an verschiedenen Geräten konnte mit dem dünnen Material ausgeführt werden. Auch Taschen konnten auf diese Weise billig geschaffen werden, wie auch eine Kindergartentasche, wie sie im Museum gezeigt wird.

Wie aber kam man zu den dünneren Materialscheiben? Auch das war wieder eine typisch saarländische Bastelarbeit. Die Stücke wurden im Küchenbackofen erhitzt. Dabei löste sich der teigige Leim des Gummis. Zwei Helfer zogen mit Zangen das zwei bis drei Millimeter dicke Material von dem dickeren Restgummi ab.

Die beiden aufgezeigten Beispiele Schießdraht und Grubengummi zeigen, wie die Arbeiter im Saarland sellemOls ihre Probleme lösen konnten.

Gunter Altenkirch