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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 37/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Hollern

Zu den beiden Beiträgen in den Vorwochen darf man auch an einen alten Brauch erinnern, der mit einem sprachverwandten Mundartwort verbunden war: hollern. Der damit verbundene Brauch ist heute aus den Erinnerungen gänzlich verschwunden. Vor Jahrzehnten wurde noch von alten Frauen hie und da an das Hollern erinnert, aber schon damals kaum noch verstanden.

Mit dem Wort war ein geheimnisvolles Verbergen von Erinnerungen und lieb gebliebenen Gegenständen unter einem Holunderbusch verbunden. Zweifelsfrei stammt das Verb von dem einst heilig gehaltenen Buschnamen, dem Holler, ab.

Wenn die Menschen in früheren Zeiten etwas vergraben wollten, zugleich aber nicht einfach im Sinne von wegwerfen, dann gruben sie unter einem dorfbekannten Holunderbusch oder unter einem im eigenen Garten ein passendes Loch. In dieses legten sie das Objekt, das damit nicht aus der Erinnerung verloren gehen sollte. Gleichzeitig sollte in Erinnerung bleiben, dass das Objekt nicht achtlos vernichtet wurde.

Zu solchen Gegenständen konnten Briefe oder kleine Geschenke zählen, die man einst hoch einschätzte, die man aber nicht länge aufbewahren wollte. Dazu konnten auch verstorbene Lieblingstiere, wie Kätzchen oder der Haushund zählen. Sogar Nachgeburten konnten noch bis ins frühe 20. Jahrhundert unter dem Holler im Garten begraben werden.

Wohl in gleicher Wertigkeit durfte sellemòòl das Vergraben unter einem Rosenstock gesehen werden, doch war das war in unseren Dörfern viel seltener.

Am Dienstag, 19.9. findet in Niedergailbach im Dorfgemeinschaftshaus um 15.00 Uhr die nächste Plauderstunde statt, ein Mainachmittag, an dem jede Person mit den anderen Anwesenden über Gott und die Welt plaudern kann. Auch Sie sind herzlich dazu eingeladen.

Gunter Altenkirch