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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 37/2025
Sellemòls in der Gemeinde
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Kinderspielzeuge: Schlenkerbüchse

Leider ist unsere letzte Ausgabe ohne Selemòls erschienen. Dieser Fehler tut uns sehr leid. Daher gibt es in der aktuellen Ausgabe jetzt zwei Sellemòls-Texte.

Es geht auf den Herbst zu und da darf man sich an alte Spielerein aus sellemòls-Zeiten erinnern. In unserer Mundart hieß eine vielfach gelöcherte Blechdose „Schlenkerbix“. Es war eine ausgediente Einmachdose, wie sie in den 1950er Jahren immer noch von den Hausfrauen benutzt wurden. Derartige Dosen konnten durch ein Loch oder eine starke Beule unbrauchbar werden und so wurden sie von den Kindern, überwiegend den Buben zu einem nicht allseits beliebten Spielzeug umgebaut.

Ziel war es, mit dieser Dose, über die Schulter geschleudert, gedreht, ein in der Dose befindliches brennbares, aber nicht lichterloh brennendes, Material zum Glimmen und damit zum Verrauchen zu bringen. Damit dies auch gut funktioniert, wurde die Dose vielfach gelöchert. Das erreichte die Jugend, indem sie ein dickes Stück Hartholz in die Dose steckte und mit dem Hammer und einem Nagel viel kleine Löcher in das dünne Blech schlägt. Selten wurde dabei von den älteren Buben auch ein Zeichen wie ein Herz, Kreis oder Drudenfuß genagelt.

Das brennbare Material, im Herbst häufig auch Kartoffelstroh, brannte alleine nicht, schließlich steckten erfinderische Buben auch hie und da grünes Gras dazwischen. Eine Verbrennung erfolgte nur durch starke Luftzuführung, die durch das „Schlenkern“ bzw. Schleudern erreicht wurde.

Der „Henkel“, war aus Sicherheitsgründen eine etwa halbmeterlange Schlaufe aus Schießdraht – etwas typisch saarländisches aus der Kohlengrube - und nicht aus brennbarer Schnur, denn die hätte zu einem Unfall führen können.

Das Bubenspiel mit der Schlenkerbix war, genaugenommen ein Stück Umweltbelastung, über das man sellemòls noch nicht nachdachte.

Gunter Altenkirch