Bis in die 1960er Jahre waren sie noch in aller Munde: Die Kartoffelferien bzw. Grumperferien. Sie lagen im September. Der Grund war ein einfach zu erklärender:
Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert galt es in den Arbeiterfamilien als erstrebenswert, einen eigenen Kartoffelacker zu bewirtschaften. Auf diese Weise konnten sich die Familien einen wichtigen Wintervorrat einkellern. Die Ernte erfolgte im September - und die Erdfrüchte musste noch von Hand ausgemacht werden.
Die Väter gingen zur Arbeit, so standen als Hilfen nur sehr wenige Personen zur Verfügung. Es waren in der Regel die Mutter und die Kinder, gelegentlich auch noch Großeltern.
Wenn die Kinder bei der Ernte helfen sollten, so konnten sie sich nicht der Schule widmen, Also gab es schon vor mehr als hundert Jahren diese Ferien.
Beim Kartoffelernten war etwas weiteres sehr wichtig: Die erntenden Personen mussten in einer Reihe bleiben. Das lösten die Familien sehr einfach. Jede Person bekam einen Anteil der Furchen, die sie auszumachen hatten. In Bergmannsfamilien nannte man einen solchen Anteil an der Gesamtarbeit einen "Gòòn". Bis ins frühe 20. Jahrhundert war in diesen Familien das Wort noch in Gebrauch, wenn eine Person eine andere fragte: "Wievill Gòòn hasche donn?"
Wenn die Mutter fünf Furchen ausmachte, waren es bei den Großmüttern und Kindern ein bis zwei Furchen.
Das Ausmachen war eine Arbeit mit der "Kaaschd".(Karst, eine Hacke mit zwei Zinken). Bei dem Einsatz von Blatthacken gab es zu viele "Òhngehackte", also verletzte Kartoffeln, die nach der Ernte als erste gegessen werden mussten.
Die Arbeit begann in der Frühe und endete am frühen Abend. Dann wurden die nach hinten geworfenen und vorgetrockneten Erdfrüchte eingesammelt und nach Hause gefahren.
Wenn nach einer Woche der erste Schultag war, fühlten sich die Kinder meistens erlöst. Doch es gab danach noch einige schöne Arbeiten am Nachmittag, vor allem für die Buben: zufällig übersehene Kartoffeln wurden in einer Nachernte gesammelt und am Abend wurde das "Grumperstroh gesammelt, auf einen Haufen geworfen und angezündet. Grumbierfeierche war ein schönes Kindheitserlebnis. Im Feuer brieten einige der Kartoffeln aus der Nachernte.
Kartoffelferien waren noch kein Traum vom Atlantik, der Nordsee oder Mallorca.