Sauerkraut einschneiden
Das Einschneiden von Sauerkraut aus den Weißkohlköpfen war sellemòls eine allgemeine Herbstarbeit, vor allem der Hausfrauen. Als Schneidgerät besaßen die Frauen Krauthobel. Die Anzahl der schräg eingebauten Messer und deren Größe sollte etwas über den Wohlstand der Familien aussagen. Die Anzahl reichte von einem bis zu fünf Messer. Fünf Messer im breiten Hobel war eine Seltenheit, nur „dicke“ Bauern besaßen ein solches Gerät.
Schnitt die Hausfrau Kraut ein, so spürte sie am Abend das ständige, leicht gebückt Hin-und-Her-Bewegen schmerzhaft im Rücken.
In der Arbeiterkultur mit ihrer Sackarbeit erschufen die handwerklich begabten Männer in den Fabriken manche Geräteverbesserungen für zu Hause und dazu zählte gelegentlich ein spezieller Krautschneider, einer mit Kurbel. Das war die Zeit, in der die Industrie viele Gerätschaften für den Haushalt entwickelte, um der Hausfrau die Arbeiten zu erleichtern. Der Fleischwolf war ein solches Gerät, das wohl in keinem Haushalt fehlte. Neu waren dabei die Drehkurbeln.
Der von den Arbeitern entwickelte Krautschneider war aus Buchenholz gearbeitet. Er besaß unter dem runden Kopf vier stumpfe Messer aus einfachen dünnen Stahlblechstückchen. Der Kohlkopf wurde mit diesen etwas gepresst, so dass dieser sich mit der Kurbel drehen ließ. Das Schneidemesserteil bestand aus einem waagerechten und etwa zwei Dutzend kleinen senkrechten Messerspitzen. Damit das Ganze funktioniert, wurde der Strunkkopf im Kohlkopf nicht mehr mit dem Strunkmesser – einer weiteren häufigen Sackarbeit, herausgeschnitten. Mit ihm konnte der Kohlkopf drehfähig aufgespießt werden.
Der Vorteil dieses Gerätes war die Vermeidung des permanenten Bückens. Und einen zweiten Vorteil erkannte die Hausfrau baldigst: Sie konnte nun die älteren Kinder, vor allem die Buben, in die Dreharbeit einspannen.
Derartige Geräte wurden nie von der Industrie übernommen, sie blieben selten. In Museen fehlen sie, ausgenommen in dem in Rubenheim, wo zwei solcher Objekte zu sehen sind.
Am Samstag veranstaltet der Obst- und Gartenbauverein Niedergailbach einen Tag des Sauerkrautherstellens. Dort sind auch Exemplare aus dem Rubenheimer Museum zum Krautschneiden zu betrachten.