Am Sonntag, den 29.9. ist Michelstag. Das war sellemòls ein sehr wichtiger Brauchtumstag im Herbst. In der alten Bauernkultur wurde der Tag von den Katholiken sogar als Feiertag begangen. Die Bauern luden ihr Gesinde und ihre Tagelöhner/innen zu einem besonderen Essen ein. Dieses Festessen fand in der Regel am Abend statt. Von diesem Tag an galt den Alten die Zeit als Herbstzeit.
Das Brauchtum an diesem Tag war einst sehr umfangreich, so dass an dieser Stelle nur wenig alte Bräuche erwähnt werden sollen, solche, die heute in Vergessenheit gefallen sind.
Der Michelstag war der Beginn der arbeitsärmeren Zeit und damit für die Tagelöhner eine ärmere Zeit. Zugleich erhielt manchmal das Dienstpersonal ein Paar Schuhe. Solche Schuhe waren in der Regel nicht neu. Es waren abgetragene der Bauernfamilie. Waren die Schuhe dennoch neu, so waren es meist „Klumpen“, also solche aus Holz geschnitzt. Die geschenkten Schuhe sollten ein bequemeres Gehen im Winter ermöglichen. Zu den Festtagsgaben zählten auch Kleidungsstücke, ebenfalls getragene.
Einer der einst weit geübten Bräuche des Tages war das Herausziehen und Abräumen der Strohwische auf Feldern und Wiesen. Solche Wische waren kurze Holzpflöcke, die oben gespalten wurden. In dem Spalt steckte oben quer etwas Stroh. Die Bedeutung dieses Feldzeichens: „Verbot des Betretens“ der so gekennzeichneten Wiesen oder Äcker. Nach dem Michelstag durften die ärmeren Kleinviehbesitzer auch auf bäuerlichen Flächen Futter schneiden, etwas, was in der Sommerzeit als Diebstahl geächtet war.
Nach dem Michelstag wurde die Geiß der Arbeiter im Bockstall zum Bock geführt, um sie decken zu lassen. Das Wissen um die dörflichen Bockställe ist uns leider auch verloren gegangen.
Der Heilige Michael war vielfach ein Vorbild und beliebter Vorname und deshalb an dieser Stelle allen Michel und Michael zum Namenstag einen herzlichen Gruß.