Wie war es mit der Beleuchtung in großbäuerlichen Küchen noch im 19. Jahrhundert, in denen sich viele Dorfbewohner am Abend treffen konnten?
Die Bauern besaßen bis spätestens Ende des 19. Jahrhunderte in ihren Küchen einen Harsch. In unserer Rubrik „Sellemòls“ im Gersheimer Blatt vom 22.5.2022 beschrieb ich erstmals einen Harsch. Dieser große offene Kamin war den Bauern Wärmespender und winterliche Beleuchtung gleichermaßen. Die älteren unter uns kannten noch die alte Redewendung, wenn sie zu den Bauern zum abendlichen Maien gingen. Es hieß „Mir geh´n bei Millersch (oder einer andern Familie) ze Licht“.
Der brennende Harsch war eine so große Lichtquelle, dass – vor allem die Frauen – diese neben dem Maien vor allem mit Arbeiten wie Spinnen, Hecheln, Strohhutflechten oder anderen Handarbeiten, genutzt werden konnten.
In Resten blieb dieser alte Brauch des gemeinsamen Redens noch bis in die 1950er Jahre in vielen Haushaltungen erhalten. Als die Harsche der Bauern durch eiserne Küchenherde ersetzt wurden und sich die Arbeiterfamilien solche Herde aus heimischer Produktion ebenfalls leisten konnten, öffnete man abends gerne die Ofentür. Nach dem Nachlegen von Brennholz wurde durch die offen gebliebene Ofentür die Küche ein wenig ausgeleuchtet, besonders wenn stets etwas dünnes Holz nachgelegt wurde. Da elektrische Beleuchtung seit den 1920er Jahren angeboten, aber noch verhältnismäßig teuer war, schalten viele Hausbewohner das Licht in der Küche gerne aus und nutzten die eben beschriebene „Ofenbeleuchtung“.
Doch es gab noch eine Reihe älterer Beleuchtungsmöglichkeiten und darüber im nächsten Beitrag.