Wir schauen in diesem Jahr auf eine kaum zu verwertende reiche Apfelernte. Die Bäume hängen noch heute voll mit Obst und der Boden darunter ist braun und grün vor faulendem Fallobst.
Sellemòls waren wir um jeden Apfel froh und bei großen Mengen gab es stets „Apfel im Schlafrock“.
Das Wort „Schlafrock“ ist heute auch vergessen, es wurde durch die Wörter „Morgenmantel“ und „Bademantel“ ersetzt, einem einteiligen Kleidungsstück, das besonders nach einem Bad den Körper warm hält.
Der Apfel im Schlafrock erinnert sehr an solch ein Kleidungsstück. Äpfel wurden gesammelt, besonders gerne die mit einem langen Stiel. Bevorzugt waren „Boskop“. Diese Früchte wurden früher noch nicht geschält, allerdings bohrten einige Hausfrauen den „Krutzen“ mit dem Küchenmesser heraus. So vorbereitet batschte der Apfel nicht zu Mus zusammen.
Anschließend wurde der Apfel mit einem Teig in der Form eines Apfels ummantelt. In früheren Zeiten, als die Mutter noch selbst Brot backte, war es häufig ein Restteig vom Brotbacken. Der Teig wurde jedoch zusätzlich mit Weißmehl, einigen Butterflöclchen und Zucker durchgeknetet. Die Dicke der Teiglage wurde stets von alten Hausfrauen mit „Fingerdicke“ empfohlen. Wichtig war es, dass eine apfelähnliche Rundung erhalten blieb und dass der Stiel oben herausschaute. Diese Backwaren wurden ganz normal im Backofen des Küchenherdes zubereitet und auf einem kleinen Teller pro Person serviert. Einige Köchinnen liebten es, den gebackenen Apfel mit etwas Puderzucker zu bestäuben. Und in einigen Familien gab es noch einen Esslöffel voll süßer Vanillesoße auf einer Seite des Apfels oder auf den Teller.
Stets wurde solche ein Nachtisch gerne angenommen. Vielleicht versucht heute noch einmal die eine oder andre Person, dieses alte Rezept zuzubereiten und aufzutischen. Dabei braucht man keinen restlichen Brotteig, Kuchenteig tut es auch. Guten Appetit!