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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 41/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Einmachen in schlechten Zeiten

Für das Einmachen von Obst und Gemüse gab es seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert einen großen Einmachtopf mit Einsatz, Thermometer, Einmachgläsern und dazugehörigen Klammern zu kaufen. Alles war recht teuer in der Anschaffung, deshalb nicht in jedem Haushalt vorhanden.

In den schlechten Zeiten, besonders in den Weltkriegen und den Nachkriegszeiten, waren die teuren Neuanschaffungen für die meisten Menschen ausgeschlossen.

Die Hausfrauen kamen auf die Idee, das Einkochen preiswerter vorzunehmen. Es wurde in diesen schlechten Zeiten in Bierflaschen eingekocht.

Die Männerwelt war mit dieser Methode sogar sehr einverstanden, denn sie kauften und leerten die vollen Bierflaschen. Die Kosten für diese Einmachgefäße waren sehr gering, sie bestanden lediglich aus dem Pfandgeld und das war gering, viel geringer als die Kosten für die Einmachgläser.

Wurde beim Öffnen ein Gummi beschädigt, gab man die Flasche in der Wirtschaft gegen das Pfandgeld zurück.

Das Bestücken der Einmach-Flaschen war allerdings umständlicher. Obst wie Mirabellen und Zwetschen mussten geviertelt werden. Auch das Einfüllen von „Schmibbelches-Bohnen“ war eine zeitraubende und mühselige Arbeit, die häufig von Kindern erledigt wurde.

Das Einkochen war leichter, denn man benötigte keinen Einkochapparat mehr. Ein hoher Topf wurde mit Wasser gefüllt und auf dem Ofen erhitzt. Da die Flaschen einen Schnappverschluss besaßen, genötigte die Hausfrau auch keinen Einsatz und keine Klammern mehr. Einige Hausfrauen kochten in Ermangelung eines hohen Topfes sogar die Flaschen liegend ein.

Ein Nachteil war das Leeren der Flaschen. Die Einmachmasse musste den dünnen Flaschenhals passieren und dazu bedienten sich die Hausfrauen langer Stricknadeln oder von den Ehemännern als Sackarbeit hergestellt Haken, mit denen die Masse mühsam aus der Flasche gezogen werden konnte.

Wer derartiges Eingemachte noch einmal sehen will, kann dies am kommenden Sonntag im Museum in Rubenheim, denn dann ist dieses wieder geöffnet.

Gunter Altenkirch