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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 41/2025
Sellemòls in der Gemeinde
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Sagen: Die Milchpanscherin

An den Maiabenden der Alten kam es hin und wieder zum Vortrag einer kurzen Sage. Beliebtes Thema war auch die Milchpanscherin, also einer Bäuerin, die die zm Verkauf angebotene Milch mit Wasser verdünnte, um einen größeren Gewinn aus ihrer landwirtschaftlichen Arbeit zu erzielen.

Milchpanscherei war in früheren Zeiten wohl recht häufig und damit ein Betrug.

Aus einer Saarbrücker Sage, die sehr häufig in unserer volkskundlichen Literatur zitiert wird, blieb sogar ein Spruch über diese Übeltat erhalten. „E halwa Schoppe Millich unn e halwa Schoppe Wasser gebbd aa e gudde Millich“ sollten die Nachbarinnen beim Leichenabtransport der St. Johanner Marktfrau nachgerufen haben (dabei sollte beachtet werden, dass derart große Wassermengen Übertreibungen waren.)

Sagen aus unseren Dörfern wurden von den Sagensammlern und Literaten so gut wie keine aufgeschrieben. Der Grund ist ein naheliegender: Das Erzählen solcher Geschichten konnte von einer am Maiabend anwesenden Frau missverstanden werden, besonders von solchen, die täglich ihre Milch über die Straße an die Nachbarschaft verkauften.

Wie weit die Milchpanscherei von Bauersfrauen ausgeführt wurde, war und ist kaum festzustellen.

Kern der Sage ist ein Wiederkommen und Umgehen der Panscherinnen nach ihrem Tod und das wird in den Erzählungen stets als ewige Strafe für die Untaten zu Lebenszeiten gesehen – nicht nur für die betrügerische Panscherei, sondern für alle Vergehen im Dorf.

Gunter Altenkirch