Es gab in den Erzählkreisen früherer Zeiten auch einige Sagen und Legenden, die von den Sammlern nicht als wichtige Erzählungen übernommen wurden. So blieben viele solcher Sagen auf der Strecke und dazu gehört die Sage vom Wegerich. Sie wurde einst in sehr vielen Dörfern erzählt.
In den alten Gesellschaften existierten einst zwei Wegericharten („Geschwisterpaar“): Der Spitzwegerich und der Breitwegerich. Ein Mittelwegerich fehlte in der Erzählkultur der Dörfer einst völlig.
Der Spitzwegerich fand vor allem in Heilkunde und Küche vielfach Verwendung. Das war wohl auch der Grund für das ständig wiederholte Erzählen über die Herkunft der Pflanze:
Dazu eine Wiedergabe der Sage aus Reinheim.
„Als der Herrgott die Standorte der Pflanzen und Blumen verteilte, war ein Geschwisterpaar mit keinem Standort so recht zufrieden. Als auch der letzte Standort den beiden unzufriedenen Pflanzen nicht gefiel, setzte der Herrgott die beiden Pflanzen einfach auf den Weg, damit sie sich auf die Reise begeben können, um selbst einen geeigneten Standort zu finden.
Seit tausenden von Jahren samt sich diese Pflanze immer wieder aus und ist auf diese Weise auf der Wanderschaft. Die jungen Triebe wandern weiter um die Welt, aber sie haben bis zum heutigen Tag keinen Standort gefunden, mit dem sie ganz und gar zufrieden sein wollen.
Doch sie sind mittlerweile die Herren am Wege, die Wegeriche.“