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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 42/2025
Sellemòls in der Gemeinde
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Bucheckersammeln

Bereits im Beitrag vom 2.5.2025 berichtete ich über unsere wichtigen Buchenbäume. In diesem Fall über das Bucheln, das Rupfen junger Blätter der Buche.

Heute, im Herbst soll an etwas anderes erinnert werden, das nur noch wenige alte Leute aus sellemòls Zeiten wissen: Das Sammeln von Bucheckern.

Buchecker, die Samen der Buche, sind ein wichtiges Nahrungsmittel und wurden sellemòls noch verwendet. Dieses Sammeln war wohl jahrhundertelang auf den Dörfern üblich.

Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte eine staatliche Unterstützung und Belohnung. Zum allgemeinen Fettmangel in der Nahrungsversorgung

Allgemein war das Bucheckersammeln in den Familien beliebt, denn man wollte zu Weihnachten feines Gebäck backen und das gelang mithilfe dieser nussähnlichen Früchte aus unseren Wäldern. Beliebt war ein größeres rundes Plätzchen mit einem Mondgesicht. Das erreichte die Hausfrau mit fünf eckern.

Das Sammeln war eine Tätigkeit der ganzen Familie. Das leidige Öffnen der Früchte war hauptsächlich eine Kinderarbeit. Mit einem spitzen Küchenmesser wurden die Spitzen der Ecker auf einem kleinen Frühstücksbrettchen abgeschnitten und mit der Messerspitze wurden die Ecker geöffnet, so konnten die „Nüsschen“ herausgenommen und in einer kleinen Schüssel gesammelt werden. Pro Ecker war die Arbeit sehr kurz, doch für eine ausreichende Menge mussten viele Ecker geöffnet werden. Aus diesem Grund war die Arbeit bei den Kindern nicht sehr beliebt.

Die Gemeinden richteten nach dem Krieg Bucheckersammelstellen ein. Dort konnten die Familien ihre größere Sammlung gegen Ölgutscheine eintauschen. Eine Werbung in der Zeitung nach dem Krieg war ein schöner Hinweis auf die Leistungen und Gegenleistungen, denn für 7,5 Kilogramm Ecker tauschten die Sammelstellen einen Liter feines Bucheckeröl ein. Das klingt zunächst als recht lohnenswert. Doch die Vorstellungen von den Mengen sind uns heute nicht mehr bekannt. Ein gefüllter Eimer Ecker wiegt etwa drei Kilogramm. 7,5 Kilogramm sind mithin 2 ½ volle Eimer und das war das Ergebnis einer sehr langen Sammelzeit im Wald mit vielen Familienmitgliedern. Der Lohn „ein Liter Bucheneckeröl“ war mithin eine unheimlich große Leistung. So betrachtet war diese für die verarmte Gesellschaft wichtige Fettsammlung sehr aufwändig.

Gunter Altenkirch