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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 43/2024
Sellemòls in der Gemeinde
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Ernährung: Zucker

Wir werden immer wieder vor größerem Zuckerkonsum gewarnt – er ist ungesund. Dennoch lieben wir Zucker oder besser gesagt: Süßes.

Der Zucker, wie wir ihn heute kennen, war einst kein europäisches Lebensmittel. Es heißt immer wieder, dass das typische und damit dass einzige Süßmittel bis ins Mittelalter der Honig war. Das stimmt natürlich nur bedingt.

Im Mittelalter erreichte uns auch der Zucker, der aus der arabischen Welt über Italien unsere Städte und Dörfer als Luxus-Süßstoff eroberte. Mit dem ursprünglichen noch nicht einmal weißen Stoff kam auch das arabische Wort „Sokkar“ zu uns in Gebrauch.

Der Zucker des Mittelalters war für die Dorfbewohner noch unerschwinglich teuer, allerdings für die meisten Menschen auch der Honig. Dennoch liebte man Süßmittel schon in früheren Zeiten und man produzierte sie selbst.

Zwei Obstfrüchte und eine Gemüsesorte waren dabei hilfreich:

Die kleine Mostbirne war als Tischobst weniger beliebt, aber aus ihr bereiteten die Hausfrauen einen sehr zuckerhaltigen Sirup, der sich selbst durch seinen hohen Zuckeranteil konservierte.

Die zweite Frucht war die Zwetsche, in unseren Dörfern auch „Quetsch“ genannt. Sie wurde ebenfalls im Herbst geerntet und zu einem Sirup verarbeitet. Jedoch weit bekannter war der Latwerg bzw. Legmerich, den die Frauen in Gemeinschaftsarbeit im großen Kupferkessel durch stundenlanges Rühren über einem offenen Feuer herstellten. War der Sirup war wie Honig aufzubewahren und zu verwenden, so war der Latwerg eine feste Masse, die sich ebenfalls selbst konservierte und diese wurde als Süßmittel vor allem beim Kuchenbacken und auf dem Brot verwendet.

Und das dritte war die aus Osteuropa in unseren Raum gelangte Zuckerrübe. Aus ihr wurde ebenfalls ein Sirup hergestellt. Gleichzeitig bereiteten manche Frauen durch langsames verdunsten des Flüssigkeitsanteils den Sirup eine dicke Paste, die sie trockneten und mit einem Holzstößer zerkleinerten Auf diese Weise erhielten sie den ersten selbst hergestellte Zucker. Dieser besaß eine braune Farbe und konnte sehr großkörnig bleiben.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie Hausfrauen in früheren Zeiten selbst Lebensmittel aus eigens angebauten Früchten herstellten.

Gunter Altenkirch