Der November wurde einst auch in unseren Dörfern als Totenmonat gesehen. Die Menschen schmückten die Gräber auf den Friedhöfen und gedachten gemeinsam der Toten.
Totengedenken besaß einst eine größere Tradition. So war es jahrhundertelang üblich, die Verstorbenen beim winterlichen Maien wieder aufleben zu lassen, indem man alte Geschichten von ihnen und über sie erzählte. In der dörflichen Tradition durften die Toten an diesen Erzählabenden noch viele Jahrzehnte, manche sogar mehr als ein Jahrhundert weiterleben.
Zwei Gruppen wären normalerweise von diesen Erzählungen ausgeschlossen gewesen, wenn es nicht den Brauch um die Totenkronen gegeben hätte. Die Dorfgemeinschaft besaß nach Jahren kaum noch Informationen über die verstorbenen Kinder und Ledigen. Um sie dennoch in Erinnerung zu behalten, wurden seit dem Hochmittelalter Totenkronen hergestellt, damals noch sehr schöne Schmuckkronen, die auf dem Sarg in der Kirche aufgestellt diese Toten besonders ehren sollten. Nach der Trauerfeier verblieben diese Schmuckstücke in der Kirche. Im Zuge von Renovierungen der Kirchen seit dem 19. Jahrhundert verschwanden sie nach und nach. Totenkronen waren einst über Jahrhunderte in ganz West- und Mitteleuropa üblich.
Im 19. Jahrhundert setzte sich eine Ergänzung eines ebenfalls alten Brauches durch: An den drei Tagen vom Aufbahren auf dem Schaab bis zur Beerdigung saßen abends die jungen Leute aus dem jeweiligen Dorf zusammen und redeten über die Erlebnisse der Verstorbenen. Auf diese Weise schufen sie eine Menge Erzählstoff, der ausreichte, diese Personen in den Erzählungen an den Maiabenden hinreichend weiterleben zu lassen.
Im 19. Jahrhundert, möglicherweise schon früher, setzte sich dabei ein alter Brauch in neuer Form durch: Das Anfertigen von persönlichen Totenkronen, die unmittelbar nach der Beerdigung auf das Grab gestellt wurden. Dieser neue Brauch war ein bedeutender zum Erhalt des Wissens über die Verstorbenen. Seit etwa 1900 verschwand dieser Brauch - häufig durch das Dazutun der Geistlichen.
So verbot der Erfweiler Pfarrer Arnold Rütter 1903 die Totenkronen, weil die jungen Leute an den drei Abenden sich zu laut und zu lustig unterhielten.
Drei Dörfer im Saarland behielten den alten Brauch bis nach dem Zweiten Weltkrieg bei, dazu zählten aus unserer Gemeinde Reinheim bis in die 1950er Jahre und Rubenheim bis Ende der 1960er Jahre.
In der nächsten Woche folgen weitere wichtige Informationen zu den Totenkronen.