Zugegeben, der Dachs ist in unserem Raum ein seltenes Wildtier geworden. Einst zählte dieses marderartige Wesen zu den gerne gejagten Wald- und Feldtieren und man kannte dafür unterschiedliche Gründe.
Dachse sind Allesfresser, aber Dreiviertel ihrer Nahrung besteht aus Pflanzen, was ihn in der Landwirtschaft zu einem – wenn auch in geringerem Maße – zum Schädling machte.
Das Tier ist ein wahrer Erdlochbaumeister. Die Tiere leben gemeinschaftlich in diesen selbstgebauten Erdlöchern, meiden jedoch Gebiete mit hohem Grundwasserstand.
Da der Dachs in Feld und Gärten auf der Nahrungssuche ging, konnte er Schäden anrichten, was den Bauern recht war, wenn Vaganten die Tiere noch im 19. Jahrhundert jagten, um sie zu verspeisen. Doch auch manche ärmere Dorfbewohner kochten, brieten und sulberten geschlachtete Tiere für den Eigenverzehr.
Dachse besaßen viele begehrte Körpersubstanzen. Am begehrtesten waren die Dachsfette. Heute ist bekannt, dass Dachsfette das Hormon Cortison enthalten, ein Hormon, das der menschliche Körper selbst benötigt und deshalb auch selbst produziert. Die heilenden Frauen bereiteten aus dem begehrten Dachsfett Salben. Auch Apotheker benutzten solche Fette zu ihrer Salbenproduktion. Solche Salben wirken entzündungshemmend, konnten mithin erfolgreich in der Wundheilung eingesetzt werden.
Die Dorfschuster rührten aus den Fetten eine Stiefelwichse und da dieses Schuhwerk überwiegend geschwärzt wurde, verrührten sie das Fett mit feingesiebtem Ruß.
Und viele Frauen fertigten aus den Fetten eine Art weicher Seife.
Ein anderes Handwerk waren die dörflichen Bürstenmacher. Aus den Dachshaaren fertigten sie feine Kleiderbürsten und für die Männer fertigten sie mit Dachshaaren feine Rasierpinsel.
Jäger, die einen Dachs geschossen hatten, schmückten ihren Hut mit dem Bart des geschossenen Tieres. Und die Frauen, die sich auf Abwehrmittel gegen böse Geister verstanden, schufen aus dem abgekochten und von Fleischresten gereinigten Dachsschädel ein Amulett, in das sie einen von Schmiedes Hand hergestellten Nagel hineinschlugen. Solche Schädel verbargen die Hausbesitzer meist auf dem Speicher im Dachgebälk, um auf diese Weise das Haus vor allen bösen Geistern zu schützen.
Der moderne Handel setzt immer noch Dachsfette vor allem in der Hautpflege ein.