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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 46/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Schimpfwörter: „Ribb“ und „Ribbes“

In unserer Mundart bewahrten wir jahrhundertelang Wörter, die die Menschen von der Kanzelpredigt hörten und vereinnahmten und für ihr gesellschaftliches Dasein zurechtschmiedeten. Zu diesen Wörtern zählen auch „Ribb“ und „Ribbes“.

In dem Alten Testament, 1. Moses 2, finden wir die Erschaffung der Menschen, die auch in den Religionsstunden unserer Schule durchgesprochen wurden. Der Mann wird darin von Gott aus einem Erdkloß geschaffen und da er nicht alleine bleiben sollte, erschuf Gott ihm eine „Gehilfin“, die er „Männin“ nannte. Diese wurde jedoch nicht aus einem weiteren Erdkloß, sondern aus einer Rippe Adams geschaffen.

Rippen besaßen im Verständnis der Alten stets eine zweit- bzw. drittrangige Bewertung. Dabei gingen die Männer vom Schlachtfleisch aus, eine Bewertung, die auch heute noch ihre Gültigkeit nicht verloren hat. Daraus entstanden niederträchtige Bezeichnungen, bzw. Beschimpfungen für die Frau und ihre Arbeiten wie „wierich Ribb“ oder „dummi Ribb“.

Die Bezeichnung Ribbes war auch noch im frühen 20. Jahrhundert allgemein üblich für einen schlechten, wässrigen Wein oder auch für ein Mittagsessen, das – nach dem Geschmack des Ehemannes – der Hausfrau nicht gelungen sein sollte (wahrscheinlich will die Fleischbrocken fehlten).

Diese herabwürdigenden Wörter für Frauen und ihre Hausarbeiten sind heute weitgehend verschwunden – und sollen es auch besser bleiben.

Gunter Altenkirch