Die Jahreszeit, in der dieser alte Brauch stattfand, ist schon fast vorbei. Dennoch sollten wir uns dieses Brauches erinnern dürfen, den das Wetter spielte in den letzten Wochen mit.
Hochdeutsch hieß dieser Tag, der sellemòls von der Gemeindeverwaltung genau beachtet wurde, „Tag des Laubsammelns“, in unserer Mundart „Laabscherrdaa“.
Es gab dazu in allen Dorfgemeinden Regeln und Verordnungen durch die jeweilige Verwaltung. Alle Bewohner, die seit mehr als fünf Jahre in einem Dorf ununterbrochen wohnten, durften für ihre Kleinviehwirtschaft im Gemeindewald das von den Bäumen gefallene Laub für die Einstreu zusammenrechen und heimfahren. Zugezogene durften dies erst, wenn sie „es Laab honn“ und das waren die genannten fünf Jahre.
Das Laub diente den Kleinbauern, die kein Getreide anbauten und daher auch kein Stroh erwirtschaftet hatten, als Einstreu für das Vieh. Besonders in den Wintermonaten war diese Einstreu erforderlich, weil das Vieh auf Holzpritschen liegend nächtigte. War das Laub, wie in diesen Tagen zu beobachten, trocken, war die Laubernte ideal. Nasses Laub dagegen konnte nicht als Vorrat gesammelt werden.
Der genaue Laabscherrdaa wurde von der Gemeinde jedes Jahr neu beschlossen und ausgeschellt. Und nun konnte sich jede berechtigte Familie in den Wald begeben. In den meisten Dörfern waren die Laubflächen ausreichend groß, so dass es keine Konkurrenz und keinen Streit zwischen den Laubsammlern gab. Das auf Haufen zusammengerechelte Laub wurde am Folgetag von einem Gemeindearbeiter begutachtet und konnte danach sofort auf Wagen geladen und heimgefahren werden.
Nach getaner Arbeit des Rechelns fand unter den Männern eine bierreiche Feier in der Dorfkneipe statt. Diese alten Bräuche verschwanden vor Jahrzehnten in unseren Gemeinden nach und nach, so dass die Erinnerung heute kaum noch gegeben ist.