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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 47/2024
Sellemòls in der Gemeinde
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Kleidung: Fußlumpen

Es wird immer kälter zu dieser Jahreszeit. Wer hat, zieht dicke Socken an, um nicht frieren zu müssen. Wir können uns heute kaum noch vorstellen, dass noch bis in die 1950er Jahre, da vor allem in der Arbeiterwelt Socken zu teuer waren und deshalb, wie in älteren Zeiten einfache Tuchstücke an den Füßen getragen wurden. Die Größe der Tücher lag bei etwa einem halben Meter im Quadrat. Manche „kleideten“ sich auch mit rechteckigen Lappen, deren schmale Seite weiterhin bei knapp einem halben Meter blieb. Das Material bestand meist aus alten Tüchern, z. B. von Hemden, Handtüchern und ähnlichem Getüch. Die Tücher wurden nicht gesäumt, weil diese Doppelstreifen beim Gehen schmerzende Druckstellen erzeugten. Besonders gerne trugen die Männer solche, jedoch etwas kleinere Lumpen in den Holzklumpen, einer typischen Fußbekleidung der Tagelöhner und Arbeiter, die keine langen Fußmärsche zu ihren Arbeitsorten kannten.

Das Bekleiden des Fußes war nicht so einfach, doch schon nach Wochen war die kurze Arbeit gewohnt. Der Lumpen wurde auf einen Hocker oder einer Treppenstufe angelegt, glatt gestrichen. Der Fuß wurde nun wurden die Ecken vom Vorderfuß beginnend diagonal über den Fuß gelegt. War der Fersenbereich ebenfalls bedeckt wurden mit der linken Hand die Tuchecken fest am Unterschenkel in das gewickelte Tuch gesteckt und bei ausreichendem Stoff oben eingeschlagen. Nun konnte der Arbeitsschuh über den Fuß angezogen und fest geschnürt werden.

Als Lehrlinge, die wir bereits die teureren Socken trugen, konnten wir dieses Ankleiden der älteren Gesellen nur bewundern.

Fußlappen waren einfacher anzufertigen und schneller zu waschen.

Gunter Altenkirch