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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 48/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Rummelbòòz

Die älteren Leute in unseren Dörfern können sich noch gut an die Rummelbòòze erinnern. Schon seit Jahren wird die Rummel, die Futterrübe als Winterfutter für das Vieh, nicht mehr angebaut, so verschwand auch die einstige Geistergestalt aus der Reihe der Adventsvermummungen, die den Kindern in früheren Zeiten viel Spaß bereitete.

Die Rummel, also Rübe, bekam zunächst den oberen Kopfteil abgeschnitten. Anschließend wurde sie mit einem Messer und einem angeschliffenen Löffel ausgehöhlt, wie heute die Halloween-Kürbisse. Sie erhielt auch ein Fratzengesicht und eine Kerze im Innern, um in der Dunkelheit der Abende besonders alte Menschen und Kinder erschrecken zu können.

Der Volkskundler und Botaniker Julius Wilde berichtete 1923, dass die Rüben zu einem Totenkopf gestaltet und im Dorf zum „Ferchtemacher“ abgestellt wurden. Ferner berichtete er, dass sie in der abendlichen Dunkelheit durch das Dorf getragen wurden, wohl auch zum Erschrecken der Leute. Auch in unseren Dörfern spielte das Herumtragen im Dorf eine große Rolle, wie viele Zeitzeugen beschrieben. Dabei nutzten die Buben das Wissen um die Habergeiß aus dem 19. Jahrhundert. Diese vergleichbare Adventsvermummung besaß gegenüber dem Rummelbòòz den Nachteil, dass ihr Kopf nicht als grässliche Fratze leuchten konnte (Zwei Habergeißen können im Museum in Rubenheim bewundert werden.)

Die Burschen zogen sich ein altes Grastuch, in das das Grünfutter zum Heimtransport eingeschlagen wurde, als Umhang über und trugen die leuchtende Rübe darunter auf einer Stange. Diese Geisterfigur erreichte meist eine Größe von gut zwei Metern und da die Stange für ihre Träger nach oben beweglich war, konnte die Figur noch größere Höhen erreichen.

Auf diese Weise war den jungen Burschen ein toller Adventsscherz gelungen.

Gunter Altenkirch