Im Beitrag der letzten Woche wies ich darauf hin, dass es einst viele Adventsvermummungen gab, deren Wissen fast gänzlich verloren ging. Das belegt: Die Bräuche der einst umfangreichen Adventswelt von sellemòls sind nicht mehr bekannt - doch man soll sich zumindest an einige erinnern dürfen und sie durch ein Nachlesen wieder zu erwecken.
Eine dieser alten Figuren war, unseren Raum betreffend, der Belznickel, der von der Himmelsgeiß begleitet wurde.
Er verschwand Ende des 19. Jahrhunderts auffallend schnell, weil, auch von Kirchen und Schulen unterstützt, der heilige Nikolaus an seine Stelle treten sollte. Die Zeichnung eines unbekannten Meisters zeigt den Belznickel aus der Zeit des Überganges zum Nikolaus. Hier wird die Figur noch als Doppelsinnige dargestellt, später getrennt nach dem heiligen und gütigen Nikolaus und dem bösartigen und strafenden Rupprecht. Der Belznickel wurde vielfach auch als Wullewux bezeichnet, ebenfalls einer Doppelgestalt zusammen mit Frau Wulle, also Frau Holle, die in dieser Zeit ihre Betten ausschüttelt und uns reichlich Schnee bescheren sollte.
Der Belznickel ging nicht nur an einem Tag, am Nikolaustag um, er war unregelmäßig in der gesamten Adventszeit zu sehen und wurde auch von den Kindern gefürchtet. Dargestellt wurde er von verkleideten Burschen. Mit dem Aufkommen des Nikolausbrauches spaltete sich sein Aussehen: Er wurde zu einem gütigen Geschenkebringer, begleitet von rauen Gesellen wie Frau Wulle, später dem Rupprecht. Seine Verbreitung lag im großen Gebiet Pfalz (mit Saar) und Lothringen.
Da die Himmelsgeiß, die ihn begleitete, einst eine sehr wichtige Gestalt zu Sellemòls-Zeiten in unseren Dörfern war, soll im nächsten Beitrag kurz darüber berichtet werden.
Solche schönen alten Geschichten können auch in den monatlich stattfindenden Plauderstunden vernommen werden. Die nächste Plauderstunde ist am 10.12. um 15.00 Uhr, wie immer, in Niedergailbach. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine ruhige Adventszeit.