Weihnachten ist lange vorbei, trotzdem sollten wir gerade jetzt noch einmal über die Misteln reden und lesen.
Diese Schmarotzer waren die Feinde der Bauern, genauer der Obstbauern - und sie sind es noch.
Im Jahr 1900 beklagte sich ein Bauer aus Herbitzheim über die mit Misteln stark befallenen Obstbäume in Herbitzheim und Bliesdalheim. Mit Recht beklagte er sich auch, dass die Bauern, die Mistelbüsche vereinzelt einfach nur herunter brechen. Damit blieben die treibenden Wurzeln in den Ästen der Obstbäume am Leben und schlugen erneut aus. Schließlich nehmen sie den Bäumen das ganze Leben.
In der folgenden fachmännischen Belehrung heißt es, dass das befallene Astholz unterhalb der Misteln abzusägen sei. Es sollten jedoch auch die Misteln auf den benachbarten Pappeln beseitigt werden, da sie sich auf die Obstbäume zurück übertragen.
Anscheinend halfen derartige Hinweise in der Presse nicht. So wurde ein "Mistelprotokoll" eingeführt, von Amtswegen "Zwangsgeld" genannt. Die Gemeinden setzten Termine, in der Regel war es der 1. März, bis dahin sollten die Misteln auf allen Bäumen des Dorfes entfernt worden sein. Das Buschwerk sollte danach sofort verbrannt werden, so die Verordnungen.
Das abgebildete Foto zeigt von Misteln befallene Obstbäume in jüngster Zeit. Derart befallene Bäume sind nicht mehr zu retten. Als Ruinen bleiben sie bisweilen noch einige Jahre stehen, bevor sie samt ihrem gefaulten Stamm umfallen.
(wird nächste Woche fortgesetzt.)