Wenn wir heute Menschen nach den früheren Bräuchen zu Lichtmess fragen, werden häufig nur die alten Wachstockbräuche genannt.
Doch Lichtmess, ein alter Halbfeiertag am 2. Februar, war einst ein sehr wichtiger Brauchtag, an dem nicht nur die katholisch-kirchliche Wachsstocksegnung im Mittelpunkt stand.
Ältere Leute erinnern sich noch an einen einst regelmäßig genannten Spruch:
Lichtmess,
spinne vergess,
bei Daa ze Naad gess.
Die Hintergründe dieses Spruches sind meist nicht mehr bekannt.
Zunächst das Spinnen der Hausfrauen. Der Zeitpunkt war noch im Zusammenhang mit den alten Maiabenden bekannt, an denen vor allem die Frauen abends beisammensaßen, maiten und dabei Handarbeiten verrichteten, vor allem die hoch anerkannten Spinnarbeiten.
Handarbeiten an den Maiabenden im Winter waren vor allem für Tagelöhnerinnen eine wichtige Einnahmequelle.
Am Lichtmessabend wurde in der Regel zum letzten Mal gesponnen (und auch andere Handarbeiten verrichtet). Schon am anderen Tag ging es in der Regel wieder hinaus in die Feldarbeiten und dabei dachte niemand mehr an die ruhigen Spinnabende in der Bauernküche.
Der Sonnenaufgang hatte sich gegenüber dem 21. Dezember, der mittleren Wintersonnwende, um 26 Minuten verbessert, der Sonnenuntergang um 59 Minuten. Zusammen sind das rund eineinhalb Stunden mehr Tageslicht an diesem Tag. Die tägliche Lichtzunahme lag noch Anfang Januar bei zwei Minuten, nun liegt sie bei knapp vier Minuten. Und das bedeutete, dass die Essenszeiten am Abend bereits wieder bei Tageslicht lagen.
Der zweite Satz in dem Spruch hatte aber noch eine andere Bewandtnis: Die Tagelöhnerinnen und Tagelöhner erhielten in der Winterzeit kein Abendessen als Entlohnung, weil die Tagesarbeitszeit zu kurz war. Nach Lichtmess änderte sich dieses wieder. Nun gab es auch für dieses Personal in den Bauernbetrieben ein Abendessen.