Die Zwölften waren ursprünglich die Tage zwischen dem Thomastag und dem Jahresende.
Bereits seit längerer Zeit heißt es, dass es die zwölf Tage zwischen Weihnachten und dem 5. Januar seien, dem Vortag von Dreikönig. Die Tage, auch Raunächte genannt, werden von Historikern und Heimatforschern neuerdings auch als „Tage des Räucherns“ im Haus erklärt. Diese Erklärung ist zwar schön, aber sie trifft, wie die erste, nicht zu.
Die Zwölften haben eine gänzlich andere Vergangenheit, die heute vergessen ist und durch die neuen Erklärungsversuche fehlgedeutet werden.
Bis Julius Cäsar waren Mondkalender allgemein verbreitet. Unser Wort Monat ist ein sprachlicher Hinweis auf den Mond. Der Monat im Mondkalender besaß (besitzt) 28,5 Tage. Da Kalender nur mit vollen Tagen gerechnet werden können, wechselten die zwölf Monaten mit 30 und 29 Tage regelmäßig ab, eine Rechenform, die wir heute noch mit dem Schaltjahr (29. Februar) kennen.
Das Jahr kam mithin auf 354 Tage. Den Menschen war jedoch schon lange über die viel beachteten Sonnwenden bekannt, dass ein Jahr 365,25 Tage zählt. Damit nicht eines Jahres auf diese Weise der Dezember im Sommer und der Mai im Winter landeten, gab es eine mehrtägige Schaltzeit, mit der der echte Kalender auf 365,25 Tage ergänzt werden konnte. Die fehlenden 11 Tage und 12 Nächte wurden nach dem 21. Dezember „angehängt“, um auf ein echtes Jahr zu gelangen. Die angehängte Zeit endete am 31. Dezember. Damit konnte das neue Jahr beginnen und dieses stimmte mit dem Sonnenjahr überein.
Den Alten waren diese Tage magische Zeiten, in denen nichts ungestraft gearbeitet werden durfte. Es war mithin eine Ruhezeit, in der vor allem viel gemait wurde. Da aktuelle Themen gering blieben, traten die Sagen in den Vordergrund. Die Nächte waren lang und durch das Wetter rau, die Geschichten, von denen man erzählte, waren es ebenfalls. Beliebt waren Geschichten von rauen Gesellen wie dem Wilden Jäger und den Beteiligten am Wilden Heer und ähnlicher rauer Gesellen.
Der Begriff „Raue Gesellen“ stand für solche Geistergestalten, die in der kalten Jahreszeit mit Fell bekleidet umgingen. Diese beiden Besonderheiten während des Maiens brachten den Zwölften den zusätzlichen Namen „Raunächte“ ein.
Durch das bedeutendere Feiern der Weihnachtstage ging das alte Leben in den Zwölften mehr und mehr verloren. Der Name blieb erhalten und wurde nun als Weihnachtszeit neu erklärt - was falsch ist.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ruhige und erholsame Weihnachtstage. Erfreuen Sie sich an bescheidenen Geschenken.