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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 51/2025
Sellemòls in der Gemeinde
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Brauchtum: Adventsvermummungen: Die Habergeiß

2 Habergeiß-Holzteile

Eine der häufigsten Vermummungen in der Adventszeit war noch im 19. Jahrhundert die Habergeiß. Sie wurde im Laufe des 20. Jahrhundert in einigen Dörfern wie z. B. in Bliesmengen-Bolchen zur Himmelsgeiß im allgemeinen aber verschwand sie nach und nach.

Beide waren ursprünglich Geistergestalten in der Adventszeit, zuletzt auch Begleiterin des Nikolaus.

Ursprünglich war die Habergeiß ein Korndämon, der seit dem 15. Jahrhundert in weiten Teilen Europas nachgewiesen ist. Seit dem Ende des 19. Jahrhundert verschwindet die Habergeiß aus dem Nikolausbrauch allmählich zugunsten des Knechtes Rupprechts als Begleiter.

Ursprünglich wurde die Geiß (Ziege) eine teuflische Gestalt, weil Ziegenböcke im Christentum als „unreine“ Tiere genannt wurden. Sie waren ferner für Zerstörungswut bekannt. In den Vermummungen, nicht nur unseres Raumes, waren die Habergeißen halb Geiß und halb Mensch.

Die nicht nur erzähle, sondern echte Vermummung bestand folglich aus einem hölzerner Geißenkopf, in der Regel ein dünner Baumstamm mit einer abgefaulten Wurzel. Die Träger dieser Stange waren mit einem Grastuch verkleidet, so dass man überaus hohen Körper der tragenden Person nicht erkennen konnte. Der Kopf bestand aus der Baumwurzel, noch im 19. Jahrhundert konnte es auch ein echter Geißenkopf sein. So verkleidet zogen die Buben durch ihr Dorf und erschreckten Kinder und alte Frauen.

Verbunden mit dieser Adventserscheinung war die Heerschnepfe, die Bekassine, die in der dunkelsten Jahreszeit beginnend bis Februar im dunklen Abendhimmel ein dem Geißengemecker ähnliches Geräusch von sich gab.

Der Brauch ist schon viele Jahrzehnte nicht mehr üblich. Die einzigen saarländischen Habergeißen können als Exponate im Aberglaubenmuseum in Rubenheim bestaunt werden. So zum Beispiel am Sonntag, den 21. Dezember ab 14.00 Uhr.

Gunter Altenkirch