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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 7/2023
Sellemòls in der Gemeinde
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Seuchen 1813/14

Wir erlebten mit Corona eine Seuchenkrise und hoffen, dass sie vorbei ist. Solche Krisen suchten in vergangenen Zeiten immer wieder ganze Landstriche heim. Sehr gut überliefert blieb die verheerende Cholera-Epidemie seit dem Winteranfang 1813 bis in das Jahr 1814, denn sie war mit einem wichtigen geschichtlichen Ereignis verbunden, das auch uns berührte.

Im März ging der Ausrufer der Gemeinde Reinheim durch das Dorf und schellte aus, dass im Februar im Dorf acht Frauen, sieben Männer und drei Kinder an der Seuche verstorben waren. Wohl als erster starb am 27.12. der Dorflehrer Franz Kuhn.

Auch aus Niedergailbach ist das Sterben über das Kirchenbuch bekannt geblieben. Im Dorf stirbt ein Siebtel der Bevölkerung an jener Seuche. In Reinheim ist es fast jeder Zehnte.

In den übrigen Dörfern lagen die Todeszahlen in vergleichbarer Höhe.

Lange blieb in der Bevölkerung in Erinnerung, was die Ursache dieses Sterbens war, das im 19. Jahrhundert nicht das einzige bleiben sollte.

Die französische Armee unter Napoleon hatte in Russland eine Niederlage erlitten. Unter den Kämpfern waren auch Soldaten aus den hiesigen Dörfern. Die "Grand Armée" Napoleons schleppte aus Russland kommend die Seuche in Deutschland, sowie hier und in dem benachbarten Frankreich ein.

Die Folgen waren verheerend, denn 1814 brach die Arbeit in der Landwirtschaft, von der die Menschen hier lebten, ein. Es entstanden Hungerzeiten und die wiederum führten zu weiteren Mängelzeiten.

Zurück zu unserer modernen Zeit: Wir haben glücklicherweise medizinisches Fachpersonal, das uns half, die Krise zu überwinden, und das fehlte in früheren Zeiten gänzlich zur Bewältigung solcher Seuchen. Auch Impfstoffe, Atemmasken und Krankenanstalten fehlten zu diesen Zeiten noch gänzlich. Wie gut, dass alles das uns angeboten wurde und zur Verfügung stand.

Gunter Altenkirch