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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 7/2024
Sellemòls in der Gemeinde
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Was bedeutet „blau“?

Die Fasend ist um. In diesen Tagen wurde immer wieder das Wort „blau“ genannt. Doch was bedeutet das Wort wirklich? Sind die, die zu tief ins Bierglas schauten, wirklich blau angelaufen? Wir wollen einmal mehr über das Wort wissen.

Echte Blauköpfe waren zum Beispiel Schmetterlinge, Rauchschwalben oder die gehärteten kleinen Nägel, bläulich schimmernd und mit großem blauen Kopf.

Doch was kaum noch verstanden wird sind andere Benennungen.

Das Mundartwort „Blòòkopp“, plural „Blòòkepp“ für die protestantischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ist heute kaum noch bekannt. In einer Erklärung einer Historikerin fand ich vor zwei Jahren im Internet, dem ich ehrlich gesagt, nicht immer traue, eine Erklärung, die wahr sein sollte: „Die Protestanten heißen deshalb Blaukopf, weil sie im Abendmahl, Rotwein zu trinken bekommen“. und die Katholiken nicht – Unsinn!

Korrekt ist das, was die beiden Wissenschaftler Wilhelm und Jakob Grimm uns niederschrieben. Danach werden Farben auch für andere Zustände herangezogen und dabei steht das Wort „blau“ für „anders sein“.

Menschen, die ganz normal am Abend in die Kneipe gehen und nach fünf Gläsern Bier diese wieder verlassen, sind deshalb blau, weil sie sich anders verhalten, meist schon erkennbar im Gehen. Und der blaue Montag war unter den Handwerkern stets der Wochentag; an dem anders gearbeitet wurde, als an den übrigen fünf Arbeitstagen. Friseurbetriebe hatten an diesen Tagen nur einen halben Tag geöffnet. Menschen, die nicht immer gerne ihren Arbeitspflichten nachkommen, machen an verschiedenen Tagen blau. Und so waren die „Bòòkepp“ die anderen, die von den „Kritzkepp“, also den Katholiken, die sich im Gegenteil zu den Protestanten bekreuzigten, unterschieden. Sie waren schlicht die anderen.

Noch etwas in eigener Sache: Der 15. Band der Saarländischen Volkskunde ist nun erschienen. Das neue Thema behandelt die Sprüche in unserem Raum in der Vergangenheit. Der Band weist auf etwa 1500 Sprüche hin und erklärt sie teilweise, er ist im Museum in Rubenheim zu erwerben.

Gunter Altenkirch