Gespinstanbau in unseren Gemeinden
Zu den ältesten Gespinstpflanzen in unseren Gemeinden zählte zunächst der Flachs, aus dem jahrhundertelang Leinen gefertigt wurden. Etwa seit dem 30-jährigen Krieg gewann der Hanfanbau an Bedeutung, wahrscheinlich weil die längeren Fasern schneller zu erwirtschaften waren, als die des Flachses. Hanfgewebe war zwar robuster, aber für die Kleidung und Bettwäsche weniger geeignet. Diese Gespinstpflanze ist eine einjährige Ölpflanze, die bis zu eineinhalb Meter Höhe wachsen konnte. Die Faserausbeute war entsprechend groß.
Durch einen weiteren verheerenden Krieg, den Ersten Weltkrieg, kam vorübergehend der Anbau, vor allem aber die Ernte von Waldbrennnesseln auf. Diese meterhohen Pflanzen wuchsen wild an den Waldrändern, die Arbeitsersparnis war enorm. Die aus diesen Fasern gewonnenen Gespinste waren sehr einfach, aber robust und wurden fast ausschließlich von der Tuchproduktion für das Militär genutzt. In unseren Dörfern gab es zwar eine geringe Ernte, aber die Weiterverarbeitung erfolgte in zentralen Stätten, sie war in unseren Dörfern nicht üblich.
In den Dörfern waren die Gärten und die Brechkaulen wichtige Flurstücke. Die alten Örtlichkeiten der Brechkaulen sind heute weitgehend vergessen, bauliche Reste existieren nicht mehr.
Die Gersheimer Brechkaul befand sich in einer Grube bei der Familie Lembert. Die Peppenkumer soll nahe des Hanfberges gewesen sein, was allerdings nach neueren Zeitzeugen nicht ganz sicher ist. Die Utweiler Frauen sollten eine in der Flur "Brechkuhl" betrieben haben. Und die Rubenheimer Brechkaul erreichte man, wenn man den Ehlinger Weg hoch geht. An der Gabelung unter dem Schulstück, geht man nach links. In seiner Zeit waren die anliegenden Grundstücke noch alle unbebaut.
In dem nächsten Beitrag soll auf die wichtige Frauenarbeit des Flachsbrechens eingegangen werden.