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Bekanntmachungsblatt der Gemeinde Gersheim
Ausgabe 8/2025
Sellemòls in der Gemeinde
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Küche: Biersuppe

Sellemòls war es noch üblich (und lobenswert), keine Nahrungsmittel wegzuwerfen. Heute ist diese alte Regel in vielen Familien vergessen. Dabei war die Weiterverwendung von Essens- und Getränkeresten oft eine große Abwechslung im Essensalltag, außerdem sparte man auf diese Weise eine Menge Geld.

Zu derartigen Resten konnten nach Festen oder größeren Handwerkerarbeiten am Haus auch die Bierreste zählen. Man stelle sellemòls den Gästen keine Flasche auf den Tisch, sondern schenkte ihnen in Gläser aus, Bierreste verblieben folglich in den Flaschen. Anders als heute schüttete die Hausfrau dieses Restbier weder in den Spülstein noch ins Schweinefutter, sondern in einen Suppentopf.

Alte Frauen berichteten als Zeitzeuginnen gerne über ihre Verwendungskunst. Die Rezepte waren sehr unterschiedlich. Hier ein Beispiel:

Bier und Milch wurden in gleichen Mengen vermischt. Dazu kamen Getreidekörner, die mit dem Stampfer zerdrückt und in einer Pfanne angeröstet waren. Sie bildeten eine Art Gewürz. Ferner wurden untergemischt: Mehl nach Belieben, so dass die Suppe ein wenig dick wurde, dazu wurde ein Eidotter eingeschlagen. Das Eiweiß wurde zu Schnee geschlagen und am Ende der Aufbereitung ebenfalls untergemischt. In einigen Haushaltungen wurde auch trockenes Brot kleingerieben und untergemischt. Alle Zutaten werden gut verrührt.

Diese Mischung nun auf den Herd gesetzt und gerührt bis sie einigermaßen heiß war. Schon war die Suppe tischfertig, denn ein Kochen unterblieb.

In den 1950er Jahren des Wiederaufbaues nach dem Krieg gab es in der Sommerzeit diese Suppe recht häufig, denn man schenkte den Handwerkern gerne aus, um deren Arbeit zu beachten.

Sollten Sie diese Suppe heute noch einmal probieren, so wünsche ich Ihnen einen guten Appetit.

Gunter Altenkirch