In unserer alten Wiesenbewirtschaftung stand sellemòls dieses Wort für eine Frühlingsarbeit, die heute fast gänzlich in Vergessenheit geraten ist.
Auch in früheren Zeiten gab es bereits trockene Sommerwochen. Die Wiesen lieferten Gras für das Heu, das man in der alten Viehwirtschaft als Wintervorrat dringend benötigte. Um die Wiesen optimal nutzen zu können, wurden oberhalb leichter Hanglagen von den Gemeinden Wiesengräben gezogen und bewirtschaftet. Die Bewirtschaftung bestand darin, dass die Gemeinde dafür sorgte, dass aus Bächen diese Gräben in trockenen Zeiten mit Wasser gefüllt wurden. An den einzelnen Wiesen waren „Schützel“ an den Ufern dieser Gräben eingelassen, die nach dem Öffnen den Wiesen kurzzeitig Wasser zuführten. Die Gemeindediener waren beauftragt, die kurzzeitige Nutzung und Entnahme von Wasser zu kontrollieren.
Meist war es jedoch so, dass nur das obere Wiesengelände ausreichend mit Wasser versorgt wurde. Um auch das untere Gelände zu versorgen, wurden von den Bauern sogenannte „Gieksgräbelchen“ mit einem Spaten gestochen. Der Spaten wurde in das Erdreich gestoßen und kurz hin- und herbewegt. Dadurch entstand ein sehr schmales Gräbchen, das allerdings ausreichte, das Wasser weiter in das Gelände fließen zu lassen.
Das hochdeutsche Wort „gieksen“ steht für „stechen“, es ist heute weitgehend aus unserer Sprache verschwunden.
Durch diese Technik ging, im Gegensatz zu ausgeschaufelten Gräben, kein einziger Grashalm verloren. In der Herbst- und Winterzeit schlossen sich diese Gräbchen wieder, sie hinterließen praktisch keine Spuren, mussten jedoch im Frühling erneut gegiekst werden.