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Waldbrunner Nachrichten
Ausgabe 20/2025
Sonstige Mitteilungen
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Wasserleitung in Lahr

Seit 120 Jahren Hochdruck-Wasserleitung in Lahr

Teil II: Die Wasserversorgung in Lahr nach dem Bau der Hochdruck-Wasserleitung

Erde, Feuer, Wasser, Luft sind die vier Elemente, wobei Wasser und Luft unmittelbar für alles Leben zwingend erforderlich, und das Wasser hierbei von wesentlicher Bedeutung ist. Wasser ist ein ganz besonderes wertvolles und kostbares Gut, ein lebenswichtiger Stoff mit welchem man sparsam und genügsam umgehen sollte. In unseren Breiten betrachten wir die Bereitstellung und das stetige Vorhandensein von keimfreiem Trinkwasser in ausreichender Menge als eine Selbstverständlichkeit. Die Bereitstellung von Trinkwasser ist eine der wesentlichen Aufgaben jeder Kommune. Viele Menschen werden sich keine, oder nur wenig Gedanken darüber machen, woher das Wasser für den täglichen Bedarf kommt. Es fließt aus dem Hahn, versorgt die sanitären Einrichtungen und steht zur weiteren verschiedenartigen Verwendung immer in ausreichender Menge zur Verfügung. Alles Leben auf der Erde ist abhängig von Wasser. Es wird täglich benötigt im Haushalt, in der Landwirtschaft sowie in der Industrie, zur Herstellung von Lebensmitteln, zur weiteren vielseitigen Verwendung unterschiedlicher Art, und muss in ausreichender Menge als Feuerlöschwasser vorhanden sein.

Von den acht Milliarden Menschen auf der Erde haben rund zwei Milliarden keinen verlässlichen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und müssen das Wasser für den täglichen Bedarf oft über Stunden, von weit entfernten Quellen über mühsame Wege herbeiholen. Sie schätzen das Wasser als ein köstliches Geschenk. Nur 2,5 % des Wassers auf der Erde sind trinkbares Süßwasser, das entspricht 35 Mil. Kubikkilometern. Der Wasserverbrauch steigt ständig, wobei der Grundwasserspiegel sinkt.

Die Gemeinde Lahr beschloss zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine zentrale Wasserversorgung für die Gemeinde, durch den Bau einer Hochdruckwasserleitung und den Anschluss in die einzelnen Häuser. Bis zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Versorgung mit Wasser aus den wenigen örtlichen Brunnen. Die Hauptaufgabe war es hierbei, die entsprechende Fläche zu finden, in welcher man nach ausreichendem, trinkbarem Quellwasser suchen konnte. Man entschied sich für ein vermutetes Quellgebet in Oberlahr unterhalb der Flur Backenscheid und oberhalb des Bahndammes der Kerkerbachbahn, und wurde hier fündig.

Die Wassergewinnung erfolgte seinerzeit (1904) mittels 4 Schürfungen, ca. 1200 m nordöstlich der Ortslage, beiderseitig der Straße Lahr – Waldernbach.

Schürfung 1, westlich der Straße nach Waldernbach, Flur 22,

Ausbaulänge ca. 24 m

Endtiefe 4 m

Schürfung 2, östlich der Straße nach Waldernbach, Flur 22,

Ausbaulänge ca. 17 m

Endtiefe 5 m

Schürfung 3, östlich der Straße nach Waldernbach, Flur 22

Ausbaulänge ca. 23 m

Endtiefe 6 m

Schürfung 4, östlich der Straße nach Waldernbach Flur 22

Ausbaulänge 21 +25 m

Endtiefe 6,5 m

(Die Flurbezeichnungen entsprechen der damaligen Flurkarte)

Bei turnusmäßigen Wasserwerküberprüfungen, wurden folgende Schüttmengen der im Jahre

1904 errichteten Schürfungen gemessen:

Am 29.09.1960 1,85 l/s = 160 m³ / Tag

Am 23.08.1962 1,33 l/s = 115 m³ / Tag

Am 10.09.1964 1,10 l/s = 95 m³ / Tag

Am 07.07.1966 2,30 l/s = 199 m³ / Tag

Am 27.07.1968 2,00 l/s = 173 m³ / Tag

Am 25.06.1970 2,29 l/s = 198 m³ / Tag

Die Spende der Schürfungen ging über Jahre kontinuierlich zurück, und reichte bei weitem nicht mehr für den Bedarf des Verbrauchs der Lahrer Einwohner aus, die Zufuhr von Fremdwasser wurde zwingend erforderlich.

Um die Quellfassungen befindet sich ein engeres, und ein weiteres Wasser-Schutzgebiet welches, wie es das Wort ausdrückt, einem besonderen Schutz unterliegt und aufmerksam beobachtet werden muss.

Im Sommer 1953/54 wurde ein weiteres Quellgebiet ganz in der Nähe des bereits genutzten Gebietes erschlossen; die anschließende Fassung wurde jedoch bald undicht und musste ausgebessert werden. Zur Erweiterung der Wasserversorgung für Lahr wurde 1964 eine Brunnenbohrung von rd. 40 m Tiefe nahe dem bekannten Quellgebiet angeregt. Die auf 335 üb. NHN, 53 m tief niedergebrachte Brunnenbohrung erbrachte jedoch keinen nennenswerten Zulauf. (Sommer 1966)

Zulauf der 4 Schürfungen in den Sammelbehälter-Quellsammelschacht rechts der Straße nach Walderbach, auf der Höhe des alten Bahndamms.

Vom Sammelschacht aus wird das Wasser mittels Gussmuffenrohren NW 80 dem neuen Hochbehälter zugeführt.

Sammelschacht in welchem die Schürfungen zusammenlaufen.

Die Spende der Schürfungen liegt in der Sommerzeit zwischen 3,7 m³ und 4,0 m ³ je Stunde, und erhöht sich jahreszeitlich bedingt im Winter und in der Frühjahrszeit, und kann bis zu 5,5 m³ und über 6,0 m³ je Stunde betragen.

Bei einem derzeitigen Spendenaufkommen der Schürfungen, von 3,90 m³ täglich sind das 93,6 m³ pro Tag, der Wasserverbrauch beträgt jedoch im Mittel für die Gemeinde Lahr 160 m³ täglich, somit sind rund 65 m3 zusätzliches Fremdwasser erforderlich um den Wasserverbrauch zu decken. Die verbrauchte Menge beträgt bei 1350 Einwohnern 118,5 Liter pro Tag und Person, diese Menge entspricht dem Durchschnittswert, welcher ein Mittelhesse pro Tag verbraucht. Nach Schätzungen werden von der täglich verbrauchten Wassermenge ca. 1/3 für die Spülung der Toiletten benötigt. (Die Spende der Schürfungen und der Wasserverbrauch variieren täglich).

Zu Beginn der1970 Jahre nach Entstehung der Großgemeinde Waldbrunn, wurde eine Ringleitung verlegt, welche zu allen Ortsteilen führt. Hiermit sollte gewährt werden, dass alle Ortsteile immer mit genügend Wasser versorgt werden können, insbesondere die Ortsteile deren eigenes Wasseraufkommen nicht ausreicht, um den anstehenden Bedarf zu decken. Der überwiegende Teil des Wassers kommt von den Quellen im Hauser-Wald welche reichlich und ein besonders gutes Wasser spenden, mit einem Anteil von über 40 Prozent für die Wasserversorgung in der Gemeinde Waldbrunn, eine Störung im Quellgebiet wäre nachteilig für die Wasserversorgung der Gemeinde. Das für den Ortsteil Hausen nicht benötigte Wasser wird mittels einer Druckpumpe in den Hochbehälter nach Fussingen gepumpt. Von hieraus fließt ein Teil des Wassers auf natürlichem Gefälle in dem Hochbehälter nach Ellar und ein Teil zu dem Brunnen in der Bachwiese in Fussingen.

Der Brunnen in der Bachwiese in Fussingen ist ein artesischer Brunnen und spendet ebenso reichlich Wasser. Dieser Brunnen in der Bachwiese hat seinen Ursprung unterhalb des Grundwasserspiegels, in welchem Wasser unter Überdruck steht. Dieses „hydraulische Potential“ ist so hoch, dass das Wasser von selbst, das heißt ohne Pumpen, bis zur Erdoberfläche und höher steigt. Der Brunnen in der Bachwiese spendet Trinkwasser, von welchem ein Teil in den Hochbehälter nach Lahr gepumpt wird, und ist somit eine Sicherheit für den zusätzlichen täglichen Wasserbedarf in Lahr. Von dem nicht benötigten Wasser in Lahr, fließt wiederum mit natürlichem Gefälle, Wasser in den Hochbehälter nach Hintermeilingen. In der Anlage in Fussingen werden in einem speziellen Verfahren dem Wasser Eisen und Mangan entzogen und der pH-Wert erhöht.

Die Gemeinde Lahr erbaute im Jahre 1968 einen neuen Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von zweimal 400 m3 je Kammer, gleich 800 Kubikmetern Gesamtvolumen.

Hierzu berichtet die NNP in einem Artikel am 10.09.1968:

Seit 1904 liegen die Rohre der ersten gemeindlichen Wasserversorgung in Lahr in der Erde.

Inzwischen sind die Anforderungen, die an diese Wasserversorgung gestellt werden erheblich angestiegen. Obwohl das im freien Zulauf in den alten Behälter an der Straße nach Waldernbach aufgefangene Wasser fast 200 Kubikmeter je Tag ergibt, reicht diese Menge an heißen Tagen und an den Wochenenden nicht, wenn Hausputz und besonders das Waschen der Autos erhebliche Anforderungen stellen. Dann wird oftmals das Bassin leer, und in den oberen Straßen des Dorfes fehlte das notwendige Nass.

Anmerkung hierzu: Um die 1950er Jahre war das Wasser in Folge von Trockenheit oft sehr knapp, dieses führte dazu, das Wasser nur morgens und abends zur Verfügung stand, und während des Tages der Zufluss abgestellt war, eine Bevorratung war erforderlich.

Mit der neuen Wasserversorgung und dem über dem alten Behälter erbauten 800-Kubikmeter – Wasserreservoir soll ein für alle Mal die Wasserkalamität in der aufstrebenden Verkehrsgemeinde beseitigt werden.

Wenn in den nächsten Jahren noch das Rohrnetz im Dorf verstärkt und zu kleine Rohre ausgewechselt werden, wird man in Lahr keine Wassernot mehr kennen. Der alte 200 Kubikmeter fassende Behälter soll in Zukunft als Auffangbassin für das zufließende Quellwasser dienen, das dann in der in der unmittelbar daneben liegenden neuen Aufbereitungsanlage den Eisenbeimengungen und der zum Teil vorhandenen freien Kohlensäure gereinigt wird. Erst dann wird das Wasser durch eine Pumpanlage in den neuen Hochbehälter gedrückt.

Der Hochbehälter, der eigentlich schon vor einigen Wochen fertig sein sollte, erhält jetzt eine Auskleidung mit Keramikplatten. Wie Bürgermeister Heun mitteilte, rechnet er mit der Fertigstellung der Gesamtanlage bis Ende Oktober. Die Übergabe der gesamten Wasserversorgung soll noch vor Einbruch des Winters erfolgen. Um in Spitzenzeiten gewappnet zu sein, hat die Gemeinde vom Überlauf der Wasserversorgung der Nachbargemeinde Fussingen eine Leitung gelegt, die bei Bedarf das überschüssige Wasser der Fussinger Quellen in die Leitungen der Gemeinde Lahr drückt. Mit dieser Reserve hofft man, auf Jahre hinaus gegen alle Widerwärtigkeiten gerüstet zu sein.

Neuer Hochbehälter Lahr von 1968

Wenn man den Hochbehälter von außen betrachtet, sieht man einen aufgeschütteten, mit Gras bewachsener Hügel mit einer freien Zugangsfront und einer Tür. Doch im Innern des Bauwerks, welches noch einen tieferliegenden Raum hat, befindet sich eine Menge an aufwendiger Technik. Diese dient der gesamten Prüfung und Überwachung des Wassers.

Schaltkasten im Innenraum des Hochbehälters

Gemessen werden die Zulaufmengen in m3 aus den Schürfungen in Oberlahr, der Zulauf aus dem Brunnen in der Bachwiese in Fussingen, sowie der tägliche Verbrauch in Lahr und der eventuelle Überlauf in den Hochbehälter nach Hintermeilingen.

Jeden Tag erfolgt die Sichtkontrolle des Wassers, sowie weitere sorgfältige Prüfungen, ebenso die Bestrahlung des Wassers um eventuell vorhandene Keime bevor sie in die Kammern gelangen zu töten. Die Wassermenge aus den Schürfungen, die Zufuhr von Fremdwasser, der tägliche Verbrauch und die Weiterleitung des Wassers, werden schriftlich festgehalten. Viermal im Jahr werden die Brunnen durch eine Kanalbefahrung überprüft, vierteljährlich kommt die Firma Fresenius und prüft das Wasser, dreimal jährlich erfolgt eine Netzprobe, das Gesundheitsamt prüft alle drei Jahre die gesamte Anlage und das Wasser.

Die ehemaligen Anlagen für die Wasserversorgung der Gemeinde Lahr an der Straße nach Waldernbach in Höhe des Sportplatzes sind außer Betrieb und werden nicht mehr genutzt.

Die Trinkwasserverordnung, welche es zu beachten gilt, ist wesentlich strenger ausgelegt als die Mineralwasserverordnung. Trinkwasser als unser wichtigstes Lebensmittel, darf bis zur Entnahmestelle des Verbrauchers keine unzulässigen Qualitätseinbußen erleiden. Dementsprechend kommt der neuen Trinkwasserverordnung, die am 09. Januar 2018 in Kraft getreten ist, den Werkstoffen in der Trinkwasserinstallation eine besondere Bedeutung zu.

Waldbrunn-Lahr im September 2025 H. Nonn