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Waldbrunner Nachrichten
Ausgabe 25/2023
Sonstige Mitteilungen
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Kulturgeschichtliches Heimatmuseum - Das ganz besondere Buch für die Geschichte Waldbrunns „Ellar – Vom herrschaftlichen Burgort zur städtischen Freiheit“

Von links nach rechts Vorsitzender der Gemeindevertretung Marc Eisenkopf, Gemeindevorstand Gerhard Form, Alfred Sehr, Peter-Josef Mink, Ortsvorsteher Stefan Simon

Blick auf Besucher am 19. 11

Alfred Sehr und Peter-Josef Mink

Am 19. November 2023 war es endlich so weit, dass der Kultur- und Geschichtsverein Ellar das Buch über Ellar der Öffentlichkeit vorstellen konnte. Viele Menschen waren in den Pfarrsaal gekommen, um bei diesem Ereignis dabei zu sein.

Nachdem Alfred Sehr in Vertretung des erkrankten 1. Vorsitzenden Michael Böcher die Anwesenden begrüßt hatte, erläuterte Dr. Peter-Josef Mink die Veröffentlichung. Ehe er auf die Inhalte einging, warf er zunächst einen Blick auf das Äußere des Buches. Auf der Vorderseite sieht man eine Rekonstruktion der Brücke vor der Unteren Pforte sowie einen Teil der Stadtmauer und den Hungerturm. Wolfgang Kissel hat diese Zeichnung angefertigt, wobei er sich auf nachweisbare Vorbilder bezog. Die Rückseite des Buches zeigt das Wappen der Gemeinde Waldbrunn. Darauf abgebildet sind die beiden Herrschaften, denen das alte Amt Ellar historisch zugehörte: Der Löwe des Hauses Nassau und der Löwe der Grafschaft Katzenelnbogen. Seit 1964 führte die Gemeinde Ellar das Wappen, ehe es 1972 für Gemeinde Waldbrunn übernommen wurde.

Grußworte des Landrates Michael Köberle und des Waldbrunner Bürgermeisters Peter Blum stehen am Anfang. Daraufhin suchen einführende Gedanken von Peter-Josef Mink das Feld für die drei im Buch versammelten Aufsätze zu bereiten.

Der erste Beitrag ist Prof. Dr. Manfred Rudersdorf vorbehalten. Die Ausführungen gehen auf den Vortrag zurück, den der Autor am 6. November 2022 im Pfarrsaal anlässlich des 650-jährigen Jubiläums der Verleihung der Stadt- und Marktrechte an Ellar durch Kaiser Karl IV. gehalten hatte. Bei seinen Darlegungen richtet Rudersdorf den Blick auf die „Herrschaft Ellar“ im Spiegel der kleinen und der großen Politik. Der Leser erfährt Wichtiges über das 14. Jahrhundert, das in vielen Hinsichten eine Krisenzeit war. Der Fokus bleibt aber nicht nur auf die „großen Ereignissen“ gerichtet, konkret wird die regionale Situation des mittleren Elbbachtals betrachtet. Von besonderem Interesse ist die Gestalt Kaiser Karls IV., der tendenziell die Gründung von Städten förderte. Der Verfasser zieht den Bogen bis in die Gegenwart, weshalb er auch auf einen berühmten Sohn Ellars zu sprechen kommt: Professor Georg Pasor.

Der zweite Aufsatz von Dr. Sandra Sosnowski und Silke Hesemann M. A. vom Amt für Denkmalschutz in Wiesbaden geht ebenfalls auf einen Vortrag aus dem Jubiläumsjahr 2022 zurück. Als man bei Kanalbauarbeiten, die ab Herbst 2020 im historischen Ortskern Ellars mit dem Bagger durchgeführt wurden, in der unteren Kirchstraße (vor der Unteren Pforte) den steinernen Bogen einer Brücke sowie weitausgelegte Fundamente fand, kam es zu einem Baustopp durch die Denkmalschutzbehörde. Von diesem Zeitpunkt an wurde eine archäologische Begleitung der gesamten Baumaßnahme angeordnet. Bis zur Burgruine und zur Kirche St. Maximinus gingen die Arbeiten. Die Untersuchungen der Archäologen förderten interessante Erkenntnisse zutage. Die Brücke vor dem Portal habe einen komplexen Aufbau aufgewiesen und sei mehrere Jahrhunderte hindurch genutzt worden. Zunächst aus Holz erbaut habe man sie später in mehreren Schritten verändert, bis schließlich eine massive Steinbrücke den Weg durch das Tor gestattet habe. Der Aufsatz beschreibt ausführlich die verschiedenen Bauphasen. Die Brücke dürfte so ausgesehen haben wie die Wendelinus-Brücke über Elbbach bei Niederhadamar. Noch weitere sehr interessante Erkenntnisse können die beiden Archäologinnen in ihrem Beitrag präsentieren.

Alfred Sehr dokumentiert schließlich die Sanierung der „Wellehannese“-Hofreite in Ellar, für die das Ehepaar Georg und Bettina Gröschen im Jahr 2021 den 1. Hessischen Denkmalschutzpreis erhielt. Wir erfahren von den umfangreichen Baumaßnahmen an der Scheune und dem Wohnhaus sowie am Bildstock und der Schwengelpumpe. Einige Fotoaufnahmen zeigen den Zustand der Gebäude vor und nach der Restaurierung. Auf einem Foto kann man erkennen, in welchem Maß das Gebälk der Scheune durch die Witterung in Mitleidenschaft gezogen gewesen war. Besondere Erwähnung verdient die Fußgängerpassage, die durch den vorderen Teil der Scheune führt, und heute Fußgängern einen sicheren Weg an der Oberstraße bietet. Das Wohnhaus, das nach der Scheune restauriert wurde, zeigt sich dem Betrachter heute mit seiner schmucken Fassade zum Hof und zur Straße hin. Die Innenräume des Wohnhauses geben interessante Einsichten in die Weise, wie die Menschen, hier eine Bauernfamilie, vor etwa 300 Jahren lebten. Wie sie wohnten, heizten, kochten und schliefen...

Die Beiträge im Buch sind mit aktuellen oder historischen Fotos, Bildnissen sowie archäologischen Plänen reich illustriert. Dieses Zusammenspiel von anspruchsvollem Text und Bild macht neugierig und reizt bzw. lädt das Buch zur Hand zu nehmen, um es zu studieren. Fürwahr, ein besonderes Buch für Personen, die an Ellar interessiert sind.

Das qualitativ hochwertige Buch ist zum Preis von 12.50 Euro zu erwerben. Verkaufsstellen sind bei Ralf Gröger, Dorchheimer Str. 13, Peter-Josef Mink, Hinter Lotzenhaus 9, Alfred Sehr, Am Hirschberg, alle in Ellar, oder bei der Gemeindeverwaltung Waldbrunn, in der Bäckerei Simon in Ellar, der Honigwald-Apotheke in Fussingen oder der Buchhandlung Schäfer in Limburg, Bahnhofstraße.

Dr. Peter-Josef Mink, Schriftführer