Volkshochschule

Ein Brückenbauer zwischen Deutschland und Tschechien

(--) Wahrscheinlich noch nie wurde die Geschichte Böhmens dermaßen humorvoll und mit so vielen Details gespickt erzählt wie am 14. Juni an der Volkshochschule Wetzlar in der Lesung des tschechischen Schriftstellers Jaroslav Rudiš. Mit vielen persönlichen und historischen Informationen schilderte Rudis vor über 60 Zuhörern die Entstehung seines Romans „Winterbergs letzte Reise“. Dabei verband Rudis fließend die nationale und politische Verflechtung des späten Habsburger Reiches mit der derzeitigen gesellschaftlich-politische Lage in den ehemaligen Ländern der k. u. k. Monarchie und Deutschlands. Am Beispiel der Romanfiguren oder des einfachen Mannes und seiner eigenen Familie und Freunde erklärte er die Folgen der Schlacht bei Königgrätz, kontrastierte die Ost- und West-Betrachtung europäischer Teilung bzw. den Grenzverlauf dieser Teilung. Er verwies auf die architektonischen Spuren der Habsburger Monarchie von Triest bis nach Böhmen und in die Ukraine und auf den berühmtesten böhmischen Export, das Bier, das in ganz Mitteleuropa gleich schmeckt und den wahrscheinlich einzig positiven Krieg auslöste, nämlich den Krieg, ob das Pilsner oder das Budweiser besser sei. Rudiš beeindruckte vor allem mit seinem Humor, seiner Eloquenz, Geschichtskenntnis und seinem Detailreichtum. Der mehrfach prämierte Literat und Träger des Bundesverdienstkreuzes gilt als Brückenbauer zwischen Deutschland und Tschechien.