Nach 5 Jahren endlich gab es wieder eine offizielle Begegnung des Partnerschaftsvereins VFV mit der Partnergemeinde Laudun-L’Ardoise. Die zwischen 11 und (fast) 80-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten mit viel Freude meist ihre langjährigen Gastfamilien besuchen. Eine sehr gelungene Überraschung gelang den südfranzösischen Freunden schon bei unserer Ankunft: beim Aussteigen aus dem Bus formierten sich schwarz-rot-gold verkleidete Männer zu einem Spalier durch deren Reihen wir gehen mussten und die – im Foyer Communal angekommen – bei einer Tanzformation mit Pompons in den deutschen Farben unter der Leitung von Lolita Duplan begeistert beklatscht wurden. Viel Gelächter gab es, denn nicht immer waren die Tänzer und die Tänzerin in ihren schwarzen Perücken sofort erkannt worden.
Die Fröhlichkeit und Heiterkeit begleiteten uns auch während der häufigen gemeinsamen Essen im genannten Foyer oder bei den zahlreichen interessanten Besichtigungen und Programmpunkten, die der dortige Partnerschaftsverein LEA organisiert hatte. So sind wir am Montag zu einer Ganztagesfahrt ans Mittelmeer gefahren, um das alte Hafenstädtchen Le Grau du Roi mit seinem großartigen „Seaquarium“ zu besichtigen. Nach einem opulenten Essen im Casino hatte man Zeit, das Hafenstädtchen selbst zu erkunden, auf der Strandpromenade zu flanieren oder – für die ganz Tapferen – ein Bad im Mittelmeer zu nehmen!
Am Dienstagnachmittag versammelten sich einige Waldsolmser mit Bürgermeister Heine, den Vereinsvorsitzenden der beiden Partnerschaftsvereine und der langjährigen Korrespondentin Ingeborg Wilhelmi gemeinsam mit der Tochter und dem Neffen von Francis Roman auf dem Lauduner Friedhof, um auf dem Grab des Altbürgermeisters eine Gedenkplakette nieder zu legen. Bei diesem sehr berührenden Moment wurden viele Erinnerungen an die ersten Begegnungen ausgetauscht und noch einmal die Rolle von Francis Roman für die Entstehung der Jumelage gewürdigt.
Danach waren alle zu einer Weinprobe in der Weinkooperative „Maison Sinnae“ eingeladen. Doch zuvor gab es eine Überraschung, denn die Weinbruderschaft „Compagnie de la Côte du Rhône Gardoise“ erwartete uns schon mit ihren langen blau-goldenen Gewändern zu einem feierlichen „chapitre“, bei dem zwei neue Mitglieder aufgenommen werden sollten, die allerdings noch ahnungslos waren. So mussten Guy Feltz, der zweite Vorsitzender des VFV und Hubert Queyranne, der Kassenwart von LEA zunächst eine Weinprüfung bestehen, bevor sie den Sermon der Zugehörigkeit sprechen durften und ihre Mitgliedschaft damit bekräftigten.
Nyons, eine sehr geschichtsträchtige Kleinstadt mit einer alten römischen Brücke im Département Drôme, in der es seit vielen Jahrhunderten überall um den Anbau und die Verarbeitung von Oliven geht, war das Ziel unserer nächsten Tagesfahrt, der sich auch der Lauduner Bürgermeister Cazorla und seine Frau anschlossen. Dort wurde die älteste Ölmühle Frankreichs besichtigt und nach einem Verkosten unterschiedlicher Oliven und deren verschiedenen Pasten auf Weißbrot gab es ein sehr leckeres Essen in einem Gewölbekeller eines in Olivenhainen gelegenen Restaurants. Die Besichtigung einer „Scourtinerie“, die in der fünften Generation die für die Olivenpressung nötigen Filter aus Kokosfasern herstellt, war unser interessanter Programmpunkt nachmittags. Da nur noch sehr wenige Olivenölmühlen so handwerklich mit Scourtines arbeiten, hat die Manufaktur ihre Produkte weitgehend umgestellt und fertigt heute aus den Kokosfasern vor allem Teppiche und Fußabtreter. Die handwerkliche Arbeit erfordert viel Energie und zugleich Geschick, damit aus auf Metallstäben aufgebrachten Kokosfaserkordeln unterschiedlicher Farbe ein Teppich wird, dessen runde Form durch das Geschick der Handwerkerin auch zu einem ovalen Teppich geformt werden kann.
Auf den Hügeln gegenüber von Laudun liegt St. Victor La Coste mit einer hoch auf dem Berg stehenden Schlossruine. Diese haben wir am Donnerstag besichtigt, bevor wir uns zu einem ausgiebigen Mittagessen am Grill im angrenzenden Mayran unter schattenspendenden alten Bäumen niederließen. Ein gemeinsames Geburtstagsständchen in deutscher und französischer Sprache galt Ronja, deren Geburtstag gebührlich gefeiert wurde. Schließlich wurde ein Boule-Spiel organisiert, Mannschaften gebildet und deren Abfolge bestimmt. Aber schon bald donnerte es und der einsetzende Regen beendete das Turnier frühzeitig. So konnte die Diskussion um den einen oder anderen Gewinner oder Verlierer nur noch theoretisch beim gemeinsamen Abendessen im Foyer Communal diskutiert werden. Das wiederum sehr gute Essen, der gute Wein und nicht zuletzt das mitgebrachte Bier tröstete aber schnell über das abgebrochene Boule-Turnier hinweg. Außerdem gaben uns Ronja und Georg einen Einblick in ihr musikalisches Können durch den Vortrag von eigenen Songs mit gelungenem Gitarrenspiel.
Und schon war unser letzter Tag in Südfrankreich angebrochen. Wie immer wurde morgens ein Markt besucht, dieses Mal der Wochenmarkt der Töpferstadt St. Quentin la Poterie. Zusätzlich bietet die Stadt den Besuchern ein sehr interessantes Töpfermuseum sowie unzählige kleine Töpfergeschäfte mit eigenen sehr unterschiedlichen Designs. So konnten letzte große und kleine Mitbringsel für sich selbst oder Geschenke für die Zuhause-Gebliebenen erworben werden.
Am Abend gab es einen offiziellen Empfang der Gemeinde Laudun-L’Ardoise im „Forum“, bei dem auch Bürgermeister Yves Cazorla mit seiner Frau Nadia und einige gewählte Vertreter der Gemeinde anwesend waren. Sowohl die beiden Bürgermeister als auch die beiden Vereinsvorsitzenden betonten die Wichtigkeit der Städtepartnerschaften in einem vom Krieg beeinflussten Europa und sie versicherten den festen Willen, die schon so lange bestehende Partnerschaft unserer Gemeinden weiterführen zu wollen. Natürlich gab es noch einen vielbeklatschten Auftritt des Männerballetts mit Lolita und sogar zwei Geburtstagstorten für unseren jüngsten Teilnehmer Moritz, der seinen 11. Geburtstag feierte.
Wie immer fiel der Abschied am nächsten Morgen schwer, denn unsere Freunde werden offiziell erst in zwei Jahren nach Waldsolms kommen. Aber schon gibt es einige Absprachen, die Wartezeit durch den einen oder anderen „privaten“ Besuch zu verkürzen.