Rübenernte in früheren Zeiten
Nebel, heftiger Herbstwind und Regen begleiteten die Bauern früherer Zeiten oft bei ihrer letzten Ernte, dem Einbringen der Futterrüben (mundartlich „Rungesche“ oder Dickwurz). Die Rüben dienten als wertvolles, saftiges Winterfutter für das Vieh. In der „Dickwurzmühle“ zu Brocken zerhackt, eventuell mit „Häcksel“ - kleingeschnittenem Stroh - vermischt, wurden sie verfüttert.
Im Frühjahr war der Rübensamen in Pflanzbeeten ausgesät worden. Wenn es Ende Mai, Anfang Juni regnete, hieß es „Planze robbe“. Die kleinen Rübenpflänzchen wurden in großen Körben mit den Fuhrwerken in die Felder gefahren. Die ganze Familie pflanzte sie in mühseliger Plackerei auf schmierigen Feldern im gleichen Abstand in vorgezogene Reihen. Mit Hacke, Distelstecher und Sichel bekämpften sie den Sommer über das Unkraut zwischen den Pflanzen, damit sich diese kräftig entwickeln konnten.
Waren die Rüben zum Spätsommer herangewachsen, wurden die an den Seiten der Pflanzen herunterhängenden Blätter bereits „geerntet“ und zur Fütterung des Viehs genutzt.
Hand anzulegen war schließlich auch bei der Ernte der Rungesche. Sie mussten einzeln ausgerupft, gesäubert und die Blätter mit einem Messer oder einer „Heep“ abgeschnitten werden. In langen Reihen lagerten die Rüben und die abgeschnittenen Blätter auf den Äckern. Auf Kastenwagen, den „Dungwagen“, brachten Kuh- und Pferdegespanne die Rübenernte in den heimischen „Dickwurz-Keller“ oder in „Mieten“, wo sie - mit Stroh und Erde bedeckt - während des Winters vor Frost geschützt lagerten.
Die Kinder freuten sich auf die Rüben-Ernte, während der sie „Deuwwelsköpp“ schnitzen konnten. Sie suchten sich die größten Rüben. Diese höhlten sie aus, schnitzten Augen, Nase, Mund in die Wand. In den fertigen Deuwwelskopp stellten sie eine brennende Kerze und steckten ihn auf einen Stock. In der Dunkelheit schlichen sie mit ihren gespenstigen Rüben-Köpfen durch die Gassen, hielten sie vor die Fenster und erfreuten sich am Schrecken der Leute.
Futterrüben findet man heute nur noch selten im Feld. Damit haben sich auch die leuchtenden Rüben-Figuren verflüchtigt. Mit „Halloween“ übernahmen charmante bis gruselige Kürbis-Gesichter ihre Nachfolge.