Das ehemalige Zollamt in Scheibenhardt.
Die ehemaligen Zollhäuser im Ortsteil Bienwaldmühle
Scheibenhardts Zollgeschichte ist ein Spiegelbild der wechselvollen deutsch-französischen Geschichte. Daher war in der kleinsten Ortsgemeinde der Verbandsgemeinde der Zoll nicht immer da wie in der Zeit von 1871 bis 1918. Zu Beginn des Jahres 1825 gehörte die Pfalz zu Bayern und es galt bayerisches Recht, das den „Grenzdörflern“ einiges abverlangte. Die Scheibenhardter Landwirte bewirtschafteten Anfang der 1830er Jahre rund 180 Hektar Fläche auf elsässischer Seite. Um in das elsässische Scheibenhard zu kommen, mussten sie eine Reihe von Vorschriften beachten, die teils noch auf eine Vereinbarung zwischen dem Freistaat Bayern und Frankreich aus dem Jahr 1825 zurückgingen.
Der Höhepunkt dieser Administration gipfelte in der Vorschrift, dass den im Elsass eingesetzten Zugtieren deutscher Landwirte ein „D“ (Deutschland) am Horn oder an der linken Hinterbacke eingebrannt werden musste. Mit der Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 wurden die Zollvorschriften vereinheitlicht. Nach dem gewonnenen Krieg 1871 wurde Elsass-Lothringen dem Deutschen Reich angegliedert mit der Folge, dass in Scheibenhardt die Grenze und mit ihr der Zoll verschwand. Nach dem Ersten Weltkrieg bildete die Lauter wieder die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Frankreich. In dieser Zeit, etwa 1919/20, entstanden die ersten Zollhäuser und das Zollamt an der Lauter. Es bestand aus zwei Arbeitsräumen und zwei Wohnungen.
Als im Zweiten Weltkrieg die deutsche Wehrmacht am 14. Mai 1940 die Lauter überschritt, wurde die Grenze erneut aufgehoben. Das änderte sich wieder nach dem Kriegsende 1945. Frankreich übernahm die Grenzkontrolle; unterstützt von deutschen Hilfszöllnern, die jedoch keine Zuständigkeiten hatten. Mit der Gründung der Bundesrepublik gehörte der Zoll zu den Aufgaben der Bundesfinanzverwaltung, die dem Finanzministerium unterstellt war.
Gegen Ende der 1980er Jahre verlor Scheibenhardts Zoll immer mehr an Bedeutung. Schon 1984 vereinbarten Deutschland und Frankreich einen kontrollfreien Grenzverkehr. Ein Jahr später verständigten sich beide Länder in Schengen zusammen mit Belgien, Luxemburg und Holland auf einen schrittweisen Abbau der Personenkontrollen.
Am 31. Dezember 1992 fielen im „Schengen-Raum“ die Grenzen und der Zoll in Scheibenhardt war Geschichte. Viele werden sich noch an diese legendäre Silvesternacht erinnern. Rund 1.000 Menschen „hiwwe wie driwwe“ feierten diesen historischen Moment. Spätestens als die beiden Bürgermeister Francis Joerger (Maire de Scheibenhard, Alsace) und Ortsbürgermeister Andreas Hamburger das Grenzschild entfernten, wurde jedem klar, dass in den kleinen Scheibenhard(t)s ein kleines Stück europäische Geschichte geschrieben wird. Die Tagespresse berichtet und titelte: „Die Nacht von Scheibenhardt“.