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Amtsblatt VG Herxheim
Ausgabe 30/2025
Nichtamtlicher Teil
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Herxheimer Heimatverein e. V.

Das Grab der Herxheimerin Sarah Lina Haas auf dem Lagerfriedhof in Gurs. Hätte es bei der Anlage des Friedhofs durch badische Institutionen damals schon Wikipedia gegeben, dann wäre das wahrscheinlich richtiggestellt worden, weil es einen Ort mit dem Namen Mersheim ganz offensichtlich nicht gibt. Schade.

Einer der Stelen am Eingang des Lagers ist den Jüdinnen und Juden aus der Pfalz gewidmet. Zu ihnen gehörten drei Herxheimer.

Besuch am Grab der Herxheimer Jüdin Sarah Lina Haas am Fuße der Pyrenäen

Der Vorsitzende des Herxheimer Heimatvereins, Dr. Klaus Eichenlaub, ist vor wenigen Tagen vom südlichsten der französischen Pilgerwege, der Via Tolosana, zurückgekommen. Er hat diesen genutzt, um auch das Lager Gurs am Fuße der Pyrenäen aufzusuchen. Gurs liegt nur 21 Kilometer vom Pilgerweg entfernt.

In dieses Lager waren 22. Oktober 1940 drei Herxheimer Bürger jüdischen Glaubens – zusammen mit weiteren ca. 6500 Frauen, Männern und Kindern, vom Säugling bis zum 98-jährigen Greis – auf Veranlassung der Gauleiter Robert Wagner und Joseph Bürckel in einer beispiellosen Aktion in das am Rande der Pyrenäen im unbesetzten Frankreich gelegene Internierungslager Gurs verschleppt. Für die meisten von ihnen wurde dieses Lager zur Vorstation von Auschwitz. Im Zug, der aus Karlsruhe startete, waren Gustav Rosenthal und Lisa Engel aus der Oberen Hauptstraße 12 bzw. 14 – im Zug, der aus Mannheim startete, war Sarah Lisa Haas von der Unteren Hauptstraße 78. Diese drei Personen waren am Tag nach der Pogromnacht im November 1938 zusammen mit ihren Familien aus Herxheim ausgewiesen worden und hatten in Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim ein vorläufiges Domizil gefunden.

Elisa Engel und ihr Schwager Gustav Rosenthal waren nach der Wannsee-Konferenz, wo es um die „Endlösung“ ging, von Gurs zum Sammellager Drancy, nördlich von Paris und am 10. August 1942 von dort in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht worden.

Sarah Lina Haas war 76 Jahre alt, als sie im Lager Gurs ankam. Sie traf auf unsägliche Zustände, fensterlose Holzbaracken lediglich mit Stockbetten, keine sanitären Anlagen, die diesen Namen verdienen, eine sumpfige Umgebung, regenreiches, kühles Wetter zu diesem Zeitpunkt, keine Möglichkeit zur Ablage der wenigen Habseligkeiten, keinerlei individuelle Rückzugsmöglichkeit. Schon nach etwas mehr als einem Monat starb Sarah Lina Haas und wurde auf dem Lagerfriedhof beerdigt.

In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Lagerfriedhof auf Initiative und Betreiben badischer Institutionen neu gestaltet und die Grabsteine erneuert.

Die Herkunftsorte der dort begrabenen Jüdinnen und Juden aus der Pfalz und Baden lesen sich wie die Seiten eines pfälzisch-badischen Ortsverzeichnisses. Leider unterlief den Initiatoren beim Grab der Herxheimerin Sarah Lina Haas geb. Herzog beim Studium der handschriftlich Lagerlisten ein Lesefehler. Aus ihrem Herkunftsort Herxheim wurde auf dem Grabstein „Mersheim“.

Der Herxheimer Heimatverein hat für die ins Lager Gurs transportierten und zu Tode gekommenen Herxheimerinnen und Herxheimer vor deren Wohnhäuser Stolpersteine verlegt. Am 27. Januar kommenden Jahres wird für Alise Regina Haas geb. Hanauer, Schwiegertochter von Sarah Lina Haas ein weiterer Stolperstein verlegt werden.