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Amtsblatt VG Herxheim
Ausgabe 33/2022
Nichtamtlicher Teil
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Den Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges aus Herxheim eine Biographie geben

Ewin Ebler (4.v.l.) als Mitglied der Turnriege des TV Herxheim 1932

Erinnerungsfoto: Erwin Ebler mit seinem Zug im November 1940 vor dem Eifelturm in Paris.

Mein Opa soll auch eine Biographie bekommen!

Vor wenigen Wochen erreichte den Autor der Reihe ein Telefonat. Stefanie Garrecht äußerte den Wunsche, dass ihrem Opa, dem in Russland vermissten Erwin Ebler, ebenfalls ein Biographie gegeben würde. In Zusammenarbeit konnte in das Leben des 1910 geborenen Erwin Ebler nun etwas Licht gebracht werden.

Er war das fünfte Kind des Zigarrenmachers und Fabrikaufsehers Johannes Ebler und der Fabrikarbeiterin Katharina geb. Schnurr. Erwin verdingte sich nach Ende der Volksschule ebenfalls als Fabrikarbeiter. Er war aktives Mitglied im Herxheimer Turnverein und war als Turner mit seiner Mannschaft auf zahlreichen Wettkämpfen erfolgreich. 1937 heiratete er Anna Trauth aus dem Scharfeneck und bezog in der Luitpoldstraße 4 Wohnung mit ihr. Ende 1938 kam Sohn Ansgar auf die Welt.

Im Februar 1941, der 2. Weltkrieg war ein halbes Jahr alt, musste Erwin, 31 Jahre alt, zum 2. Infanterie-Reserveersatzbattailon Luxemburg einrücken. Er kam beim Frankreichfeldzug im Mai 1940 zum Einsatz und war Besatzungssoldat, bis seine Einheit im Juni 1941 an die Ostfront gerufen wurde. Ende 1942 kam seine Tochter Gertrud zur Welt. Beide Kinder hatten keine persönliche Erinnerung an ihren Vater, kannten ihn nur von den Erzählungen der Mutter und von einigen Fotos. Am 9. Januar 1943 kam die letzte Feldpost nach Hause. Von der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der Angehörigen liegt eine Meldung vor, nach der Erwin Ebler mit seiner Einheit am 20. Januar 1943 in die große Abwehrschlacht nordwestlich von Kamensk im Donbogen im Einsatz war, in dessen Lauf sich seine Spuren verloren, ohne dass etwas über sein Schicksal bekannt geworden ist.

Seine Frau Anna musste nach Kriegsende davon ausgehen, dass Erwin nicht mehr zu ihr und den Kindern zurückkehren würde und stellte deshalb den Antrag auf Toderklärung, dem das Amtsgericht 1950 stattgab. Anna Ebler war nun eine von rund 100 Herxheimer Kriegswitwen. Sohn Ansgar folgte den sportlichen Wegen seines Vaters, diente in den 50-er und 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts als Mittelfeldspieler der 1. Mannschaft des SV Viktoria Herxheim. Seine Mutter war oft Besucherin bei den Spielen am Krönungsbusch. Möglicherweise fühlte sie sich bei den sportlichen Aktionen ihres Sohnes an ihren im Feld gebliebenen Erwin erinnert. Ergänzend sei angemerkt, dass auch Erwins älterer Bruder Jakob nicht mehr lebend aus dem Krieg zurückkehrte. Er wurde seit Januar 1945 bei den Abwehrkämpfen in Polen vermisst.

Dr. Klaus Eichenlaub