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Amtsblatt VG Herxheim
Ausgabe 36/2025
Nichtamtlicher Teil
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Den Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges aus Herxheim ein Biografie geben

Das Hochzeitspaar Liesel Metz und Unteroffizier Josef Max Deiner.

Besuch der Herxheimer Verwandtschaft in Augsburg, v.l.n.r.: Maria (Schwester von Josef Max Deiner), Josef Max Deiner in Uniform, seine Braut Liesel Metz, die Schwiegereltern Katharina Metz geb. Anton und Georg Metz und Ernst Bullinger aus der Luitpoldstraße.

Josef Max Deiner war kein Herxheimer, wäre dies sicherlich geworden

Die Heimat von Josef Max Deiner war das bayrisch-schwäbische Augsburg. Dort kam er am 07. Februar 1918 als Sohn von Heinrich und Afra Deiner im letzten Kriegsjahr des Ersten Weltkrieges zur Welt. Dort verbrachte er seine Jugend, dort besuchte er die Schule bis zur Mittleren Reife, dort erlernte er den Beruf eines Schriftsetzers. Jedoch war er mit 10 Jahren durch den Tod seines Vaters im Jahre 1928 Halbwaise geworden.

Gerade 20 Jahre alt geworden, erreichte ihn der Ruf der Wehrpflicht. Die Wehrmacht und die Wehrpflicht waren von Hitler trotz Verstoß gegen den Versailler Vertrag 1935 eingeführt worden. Die allgemeine Wehrpflicht galt vom vollendeten 18. Lebensjahr bis zur Vollendung des 45. Lebensjahres. Der Wehrpass des Josef Max Deiner hat den 22. Februar 1938 als Ausstellungdatum. Speyer mit seiner damals großen Garnison ist der Musterungsort. Er wird als Freiwilliger beim III. Infanterieregiment 104 Landau angenommen, wo er seine Ausbildung als Soldat antritt.

Wir dürfen davon ausgehen, dass er in dieser, seiner Landauer Zeit die vier Jahre jüngere Herxheimerin Elisabeth Karoline (Liesel) Metz aus der Luitpoldstraße 35 kennen lernte und sich die beiden ineinander verliebten. Grundausbildung und weitere soldatische Ausbildung waren gerade vorüber, als mit dem Überfall auf Polen am 01. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann. Der junge Soldat Josef Max Deiner fand sich ab 03. September 1939 bis Mai 1940 mit seiner Einheit im sogenannten Sitzkrieg in Vorfeldkämpfen zwischen Mosel und Rhein. Dies und die nachfolgenden Einsätze sind in seinem Wehrpasse detailliert festgehalten. Wir erfahren im Rahmen des Frankreich-Feldzuges vom Einbruch seiner Einheit in das Vorfeld der Maginot-Linie ab 22. Mai 1940, vom Durchbruch über Seille und Rhein-Marne-Kanal und schließlich von seiner Zeit als Besatzungssoldat in Frankreich bis 30. Juli 1940. Im Laufe dieses Jahres wird der Obergefreite Deiner zum Unteroffizier befördert.

Die Zeit zwischen der Niederringung Frankreichs und dem Angriff auf die Sowjetunion nutzen Josef Max Deiner und Liesel Metz zur Eheschließung, die in Augsburg stattfindet.

Dort kommt auch Sohn Klaus am 15. April 1941 auf die Welt. „Kriegshochzeiten“ wurden zahlreich geschlossen, musste doch jeder, der in den Krieg ziehen musste, mit dem Tod auf dem Felde rechnen. Die Heirat garantierte für diesen Fall eine Witwenrente.

Vor dem Überfall auf die Sowjetunion werden die deutschen Truppenteile neu geordnet. Josef Max Deiner gehört nun zum Infanterie Regiment 229, das im Balkanfeldzug zum Einsatz kommt. In dieser neuen Konstellation ist er vom 10. - 19. April 1941 an der Einnahme von Zagreb und bei den Verfolgungskämpfen bei Sarajewo zu finden.

Mitte Juni 1941 erfolgte die weitere Verlegung seines Regiments in den Raum westlich von Przemysl, im äußersten Südosten Polens. Hier stellte sich das Regiment für den Überfall auf Sowjetrussland bereit. Am 22. Juni 1941 durchstieß das Regiment nördlich von seinem Ausgangsstandort die russischen Linien. Anfang Juli kam es zu Verfolgungskämpfen nördlich des Dnjestr und bis zum 14. Juli wurde die Stalin-Linie, eine Verteidungslinie der Roten Armee, bei Jaltuszkoff erreicht und zwei Tage später durchbrochen. Nach weiteren Verfolgungskämpfen marschierte das Regiment zum Dnjepr und erzwang Anfang September den Übergang über den Fluss. Das alles sind Städte und Flüsse in der heutigen Ukraine.

Bis dahin hatte der von Deutschland geführte Blitzkrieg Erfolg auf der ganzen Linie. Bei Murafa kam es zwischen dem 13. und 16. Oktober erstmals zu Abwehrkämpfen, bevor das Regiment zwischen dem 17. und 27. Oktober an den Kämpfen und der der Eroberung der Stadt Charkow teilnahm und der Fluss Donez erreicht wurde. Dann begann der Eroberungswettlauf der deutschen Truppen zu erlahmen. Zwischen Debalzewo und Troizkoje kam es ab dem 06. Januar 1942 zu schweren Abwehrkämpfen. Diese zogen sich in wechselnder Stärke bis in den Mai 1942 hin. Bei diesen Kämpfen muss Josef Max Deiner sein Leben lassen.

Der 09. Februar 1942 gilt als sein Sterbedatum. Luganskoje wird als Ort des Todes genannt. Dabei handelt es sich um das im derzeitigen Kriegsgeschehen in der Ukraine immer wieder erwähnte Luhansk. Sein Sohn, der in Herxheim lebende und allseits bekannte Klaus Deiner war zu diesem Zeitpunkt zehn Monate alt. Sein Vater durfte ihn nicht kennenlernen. Gefallen ist auch Gerhard Metz, Bruder seiner Frau, worüber noch zu berichten wäre.

Die zuletzt genannten Gefechtsorte sind in diesem Beitrag bewusst aufgeführt, weil genau dort heute russische und ukrainische Soldaten todbringend gegenüberstehen, wie wir einer Nachricht der Prawda in einer Ausgabe vom Mai dieses Jahres entnehmen können. Dort heißt es: „Das Dorf Troitskoye liegt südwestlich von Pokrovsk zwischen den Flüssen Solena und Wolchja und befindet sich nahe der Grenze der Region Dnepropetrowsk. Die Kämpfe darum begannen Anfang April; Der Feind leistete erbitterten Widerstand und versuchte, Einheiten der russischen Streitkräfte am Vordringen in die Nachbarregion zu hindern. Doch unseren Truppen gelang es, die Verteidigung des Feindes zu durchbrechen und ihn aus der Siedlung zu vertreiben. Troizkoje steht nun vollständig unter der Kontrolle russischer Truppen, die noch weiter vorgerückt sind.“

Name und persönliche Daten von Josef Max Deiner sind im Gedenkbuch der Kriegsgräberstätte Luganskoje (Luhansk) in der Ukraine verzeichnet.

Dr. Klaus Eichenlaub