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Amtsblatt VG Herxheim
Ausgabe 43/2023
Seite 6
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Herxheimer Heimatverein e. V.

Der Panzergraben als von Bäumen bestandene Linie vom Westen Herxheims, vorbei an Herxheimweyher und Rülzheim bis nach Hördt ist gut zu erkennen.

Rot die Ausdehnung Herxheims zum Zeitpunkt des Baus 1939. Der Panzergraben ist dunkelblau eingezeichnet.

So ähnlich ging es beim Bau des Panzergrabens in Herxheim zu.

Die Geschichte des Panzergrabens in Herxheim

Folge 1: Der Bau des Panzergrabens in den Jahren 1939/40

Nachdem in diesen Tagen der Förderbescheid des Landes überreicht wurde, kann nun mit der zur Renaturierung des Panzergrabens begonnen werden: Anfang des kommenden Jahres werden Sondierungen durchgeführt, bevor die Arbeiten während der Brut- und Laichzeit zwischen dem 01. März und 30. Juni ruhen. Ab August 2024 beginnt die eigentliche Umsetzung der Maßnahme.

In vier Folgen wollen wir die Geschichte des Panzergrabens aufzeigen.

Was in Herxheim Panzergraben oder Tankgraben, gelegentlich auch Kanal genannt wird, hieß in den Plänen der politischen und militärischen Initiatoren des Dritten Reiches „Kampfwagen-Graben“.

Während Planung und Bau der Westwallanlagen als Schutzwall gegen den „Erzfeind“ Frankreich schon 1936 startete und mit der Errichtung von Bunkern und Panzersperren der Hauptkampflinie in unmittelbarer Nachbarschaft zur Grenze schon bald konkrete Formen annahm, rückten die Bautrupps erst im Herbst 1938 in Herxheim an, um neben zahlreichen Bunkern auch den Kampfwagen-Graben auszuheben. Zu diesem Zeitpunkt war der Beginn des 2. Weltkrieges mit dem Überfall auf Polen schon in Sichtweite. Als dann der Krieg seinen Anfang genommen hatte, wurde noch immer heftig gewerkelt.

Dieser späte Zeitpunkt erklärt sich mit Herxheims Lage und der größeren Distanz zur französischen Grenze. Herxheim lag in der dritten Linie, der sogenannten Luftverteidigungszone West. Der Panzergraben sollte den aus Frankreich erwarteten Angriff gepanzerter Fahrzeuge für den Fall aufhalten, falls es diesen gelingen sollte, die erste und zweite Reihe des Westwalls zu durchbrechen. Er war als „Panzerfalle“ angelegt, wie noch zu erklären sein wird.

Um den vorgesehenen Panzergraben zu wässern, bedurfte es des Zuflusses des Klingbachs, der als Mühlbach durchs Dorf ging, aber als Altbach auch noch durchs Wiesental mäanderte. Letztgenannter vereinigte sich erst bei der „Stinkhütte“ wieder mit dem Klingbach. Deshalb musste der Panzergraben westlich des Dorfes bei der Neumühle seinen Anfang nehmen und im Abstand zur schon weit nach Süden bebauten Luitpoldstraße und Speiertsgasse im stumpfen Winkel vor das Dorf gelegt werden, um dann in ziemlich gerader Flucht ostwärts an Herxheimweyher vorbei bis zur Bahnlinie in Rülzheim zu ziehen, insgesamt 6,6 Kilometer.

Seine Ausmaße in Breite und Tiefe bezogen sich auf den vorkriegstechnischen Zustand gepanzerter Fahrzeuge.

Schaufelbacker hoben von der Südseite einen vier bis fünf Meter tiefen und im Schnitt 19 Meter breiten Graben aus (vor Rülzheim bis zu 35 Meter) und lagerten den Aushub des Grabens auf der Südseite, der Angriffsseite des Grabens ab. Damit war das Südufer um rund 1,5 Meter höher als das gegenüberliegende dorfseitige Ufer. Das kann der Betrachter auch heute noch sehen. Das Südufer war insgesamt steiler bis zur Sohle des Grabens angelegt. Damit sollte zum einen erreicht werden, dass der feindliche Panzer den Verteidigern seine Unterseite bot und leichter zu treffen war und zum anderen über das steile Ufer ins Wasser stürzen sollte (Panzerfalle).

Um den Graben mit Wasser zu füllen, mussten Sperren/Staustufen eingebaut werden, die das rasche Abfließen des Wassers verhinderten. Im Bereich von Herxheim waren es fünf Stauwehre (von den Herxheimern als Schließen bezeichnet). So konnte der Wasserspiegel im Graben bis knapp unter die Kante des Nordufers angehoben werden.

Die Baumaßnahmen geschahen unter Geheimhaltung und die Herxheimer bekamen – so die Aussagen von Zeitzeugen – wenig mit und gingen ihrer täglichen Arbeit nach. Allerdings hatten die zu Hunderten angerückten Arbeiter nach Dienst am Abend einen großen Hunger und Durst und es ging die Redensart im Dorf, dass die Wirte das eingenommene Geld in Waschkörben zur Bank gebracht hätten.

Als im Sommer 1940 die Bautrupps abzogen, war der Frankreichfeldzug schon vorüber und der Panzergraben hatte seinen Sinn als Verteidigungslinie gegen einen Feind, den es zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr gab, verloren, zumindest vorerst.

Eine ausführliche Dokumentation zum Panzergraben hat Leo Knoll mit den maschinenschriftlich vorliegenden Ausführungen „75 Jahre Westwall-Panzergraben, 1939 bis 2014“ vorgelegt, aus der auch dieser Beitrag schöpft.

Fortsetzung folgt.

Dr. Klaus Eichenlaub