Ortsbürgermeister Sven Koch
Monsieur le maire Jean-François Dodet
Schweigeminute im Gedenken an die Opfer von Krieg, Terror und Gewalt.
Am vergangenen Sonntag fanden anlässlich des Volkstrauertages Gedekfeiern statt. Dieser Tag erinnert daran, wie wichtig Frieden, Toleranz und Solidarität sind. Wir gedenken nicht nur der Opfer vergangener Kriege, sondern auch all jener, die unter aktueller Gewalt und Terror leiden.
Gerne drucken wir an dieser Stelle sowohl die Ansprache des Ortsbürgermeisters Sven Koch als auch die Rede von Jean-François Dodet, Bürgermeister unserer Partnergemeinde Staint-Apollinaire, in voller Länge ab.
wir haben uns heute hier an der Kriegergedächtniskapelle versammelt, um gemeinsam der Opfer von Krieg, Gewalt und Terrorismus zu gedenken – einer Vergangenheit und Gegenwart, die uns mahnt und unser Handeln beeinflussen sollte.
Der Volkstrauertag ist weit mehr als ein historischer Rückblick. Er ist eine Mahnung, ein Aufruf zur Achtsamkeit und zum Bewusstsein dafür, dass die Abgründe menschlicher Gewalt sich nicht wiederholen dürfen. Wir gedenken hier heute den Menschen, deren Leben durch Krieg und Terror zerstört wurden, und zugleich geben wir uns selbst das Versprechen, dass wir alles daransetzen, diese Taten an der Menschlichkeit niemals wieder zuzulassen. Dieses Gedenken sollte uns allen eine tiefe, moralische Verpflichtung sein.
Im vergangenen Jahr war es mir ein besonderes Anliegen, in meiner Rede auf die Bedeutung eines geeinten Europas hinzuweisen – eines Europas, das durch Zusammenhalt und Verständigung die Saat für Frieden und Wohlstand in sich trägt. Ein vereintes Europa ist keine Selbstverständlichkeit, es ist das Ergebnis mutiger Schritte und bedarf auch heute unseres aktiven Engagements. Jeder von uns kann dazu beitragen, diese Gemeinschaft zu stärken, durch kleine und große Gesten der Verständigung und Zusammenarbeit, sei es als Gemeinde oder als Einzelner. Ein geeintes Europa ist ein stabiles Fundament für Frieden, das wir mit vereinten Kräften bewahren und ausbauen müssen.
Der Élysée-Vertrag, dessen 60. Jahrestag wir im vergangenen Jahr gefeiert haben, bleibt eine der bedeutendsten Säulen der deutsch-französischen Freundschaft. Er ist ein lebendiges Zeugnis dafür, wie ehemals verfeindete Nationen die Kraft zur Versöhnung finden und eine Brücke der Gemeinschaft und Freundschaft schlagen können. Unsere Gemeinde ist stolz, diesen europäischen Gedanken durch die Partnerschaft mit der französischen Kommune St. Apollinaire seit 1979 zu leben. Diese Partnerschaft wurde in diesem Jahr, nach 45 Jahren, erneut bestärkt und ist heute wertvoller denn je.
Es ist mir daher eine besondere Freude, heute eine Delegation aus St. Apollinaire hier in Herxheim willkommen zu heißen.
Monsieur le maire Jean-François Dodet, chers amis de Saint-Apollinaire, bienvenue à Herxheim. C’est un grand honneur pour nous de vous accueillir ici aujourd’hui.
Mein Amtskollege, Bürgermeister Jean-Francois Dodet, ist unserer Einladung gefolgt und wird heute die Ansprache zum Volkstrauertag halten.
Dass unsere französischen Freunde an dieser Gedenkveranstaltung teilnehmen, ist ein starkes Symbol der Freundschaft und der gemeinsamen Verpflichtung für den Frieden. Ein Zeichen, dass wir die Verantwortung des Gedenkens ernst nehmen und dass wir, über nationale Grenzen hinweg, ein Europa aufbauen wollen, das auf Vertrauen und Verständigung gründet.“
Mit großer Ehre, aber ebenso mit tiefer Ernsthaftigkeit bedanke ich mich bei Ihrem Bürgermeister Herr Koch für die Möglichkeit heute, am Volkstrauertag, vor Ihnen sprechen zu dürfen.
Deutschland gedenkt heute den Menschen, die im Schrecken des Krieges im Laufe seiner Geschichte zum Opfer gefallen sind. Es sind Zivilisten, Kinder, die nichts weiter taten, als auf ihre Sicherheit zu hoffen. Es sind Minderheiten, die lediglich ihren Lebensentwurf friedlich verwirklichen wollten. Es sind Soldaten, die im Schützengraben ihr Leben ließen. Auch Deutschland und Frankreich schossen ohne Rücksicht aufeinander. Dieser Schatten zeigt uns, dass es nicht verständlich ist, dass ich hier heute bei Ihnen stehe. Dass wir nicht allein unserer eigenen Opfer gedenken und Rache schwören, sondern dass wir gemeinsam unseren Opfern gedenken und Frieden begründen.
Es ist dieser Frieden, der es uns Europäerinnen und Europäern ermöglicht unsere gemeinsamen Werte zu teilen: Respekt vor der Menschenwürde. Respekt vor der Reise- und Aufenthaltsfreiheit in jedem Land der europäischen Union. Respekt vor der Möglichkeit jeder Bürgerin und jedes Bürgers sich demokratisch in Wahlen ausdrücken zu können. Respekt davor, vor dem Recht gleich zu sein, unabhängig unseres Geschlechts oder Lebensentwurfs. Respekt vor einem NIE WIEDER.
Dieser FRIEDEN muss erbaut werden.
Und wir müssen uns bedanken bei Konrad Adenauer, Kanzler der BRD, und bei Robert Schumann, französischer Premierminister und Minister für auswärtige Angelegenheiten. Sie haben in den 50er Jahren die Grundpfeiler unseres gemeinsamen Hauses gelegt: Europa. Ein Engagement das seither nicht schwächer wurde. Denn alle französischen Staatschefs und alle deutschen Kanzler, ganz egal welcher politischen Couleur sie angehörten, schrieben ihr Engagement in die Spuren der Gründerväter Europas ein. Wir erinnern uns an den Handdruck von Verdun von Helmut Kohl und François Mitterand im Jahre 1984.
Viel direkter für uns müssen wir uns bei Elmar Weiller, Bürgermeister von Herxheim, und Louis Berthou, Bürgermeister von Saint-Apollinaire, bedanken, die unsere Partnerschaft im Jahre 1979 offiziell machten. Und dem Bürgermeister Rémi Delatte, der im Jahre 2009 anlässlich des 30. Geburtstags den Willen unserer deutsch-französischen Beziehung erneut bekräftigte. So auch die Erneuerung der Carta der Partnerschaft im Jahre 2019, kurz nachdem ich zum Bürgermeister gewählt wurde.
Dieser FRIEDEN muss gepflegt werden
Ein junger Europäer sagte mir neulich in einem Gespräch: „Den Traum sollten wir nicht in den sozialen Netzwerken suchen, sondern in der Realität des Austauschs.“ Welch schönes Motiv, das so gut in unsere Zeit passt!
So lade ich uns heute dazu ein unseren Austausch neu zu denken, damit die Jugendlichen unserer zwei Kommunen die deutsch-französische Freundschaft erleben und beleben. Sie darf sich nicht mit diesen offiziellen Momenten zufriedengeben, die unerlässlich und wichtig sind, um an unsere gemeinsame Geschichte zu erinnern. Sie muss sich erneuern und sich den neuen Erwartungen der Jugend öffnen. Das ist unsere Aufgabe.
Und das ist die Aufgabe, die ich vertrauensvoll in die Hände von Véronique SANSONNY mit ihrem Verein gebe und in die Hände der Ehrenamtlichen, die unserer Partnerschaft so gut lebendig machen.
Dieser FRIEDEN ist zerbrechlich.
Die Jahre 2023 und 2024 brachten große geopolitische Veränderungen mit sich. Am heutigen Tag erinnern wir uns daran, wie sehr der Krieg in den Konflikten weltweit Tod und Leiden mit sich bringt. Europa muss heute mehr denn je eine Hauptrolle auf der internationalen Bühne einnehmen, vor allem in der Unterstützung der UKRAINE. Wir können und sollten den Traum des Friedens in der Realität finden.
Auf dass unsere Freundschaft uns hilft uns daran zu erinnern und dabei, unseren Entscheidungsträgern zu signalisieren, wieviel wir von ihnen erwarten.
Vive l’Allemagne, Vive la France, Vive l’amitié franco-allemande.“