Ortsbürgermeisterin Hedi Braun
Pfarrerin Beate Rahm
Ortsbürgermeisterin Hedi Braun gemeinsam mit den Beigeordneten der Ortsgemeinde Sven Koch, Maria Eichenlaub und Hans Müller bei der Kranzniederlegung.
Am Sonntag, 13. November, fand um 11 Uhr die Gedenkfeier zum 100. Volkstrauertag auf dem Kirchberg statt. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher, eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Herxheim sowie die Kolpingskapelle und der GV Concordia hatten sich auf dem Kirchberg versammelt, um nicht nur der Toten und Vermissten der beiden Weltkriege zu gedenken, sondern auch im Bewusstsein aktueller Kriege ein Zeichen für den Frieden zu setzen.
Ortsbürgermeisterin Hedi Braun sprach in ihrer Begrüßung von der Wichtigkeit und Bedeutung des Volkstrauertages, insbesondere im Angesicht eines Krieges auf dem Europäischen Kontinent - ein Krieg, der in unseren Köpfen bis zum 24. Februar dieses Jahres als etwas Unmögliches erschien.
Die Ansprache hielt in diesem Jahr Pfarrerin Beate Rahm, die die Sterblichkeit der Menschen, aber auch den gemeinsamen Dialog in den Fokus ihrer Rede stellte. „Wir sind“, so Rahm, „an jedem Ort, zu jeder Zeit, selbst mitten im Leben vom Tod begleitet.“ Allein die Kriege im Europa des vergangenen Jahrhunderts, die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA, die täglichen Nachrichten von Terroranschlägen und Kriegen in der Ukraine, in Syrien, Afghanistan und an vielen anderen Orten weltweit, von Gewalt und Unglücksfällen, erinnern unablässig daran, dass Sterblichkeit ein zeitloses Schicksal ist.
Der Volkstrauertag ist der Tag, der das Leid summiert: das Leid aller, die in Kriegen, bei Terror und unter Gewalt Leben und Gesundheit, Familie und Freunde, Hab und Gut verloren haben. Er symbolisiert für uns ganz besonders auch die Trauer um die Toten zweier Weltkriege, an denen unser Volk beteiligt war, und die Wunden, die, wie die Pfarrerin bekräftigte, auch heute noch nicht verheilt sind. Er erinnert an Männer, Frauen und Kinder, Soldaten, Zivilisten, Militaristen und Pazifisten, Schuldige und Unschuldige, Freunde und Feinde, die ihr Leben verloren in diesen grausamen Jahren.
Als Tag des Nichtvergessens mahnt der Gedenktag aber auch, nicht zu vergessen, welch gefährdetes Gut die Menschenwürde ist: „Leider hat sich in der Geschichte immer wieder gezeigt, dass die Menschlichkeit im Umgang miteinander verloren gehen kann. Dass der Mensch sehr schnell des Menschen Wolf werden kann. Der Volkstrauertag ist gerade deshalb auch der Tag, der zur Achtung vor den Menschen aufruft, vor dem Leben eines jeden einzelnen Menschen, gleich welcher Herkunft oder welchen Glaubens er ist. Ganz unabhängig davon, wie er aussieht oder welche Überzeugungen er hat. Damit ist dieser Volkstrauertag nicht nur ein Tag für die Toten, sondern auch für die Lebenden“, so die Pfarrerin.
Und aus diesem Grund hat der Tag nicht nur etwas mit der Vergangenheit zu tun, sondern auch mit der Gegenwart. Das Nachdenken an diesem Volkstrauertag über Krieg und Terror, über seine Opfer und seine Ursachen ruft und fordert alle auf, sich für Frieden und Freiheit einzusetzen und in den Dialog zu treten.
Die Grundlagen einer freiheitlich-demokratischen Ordnung sind begründet im Dialog: im Dialog der Menschen und Nationen, im Dialog der Kulturen und Religionen, im freiheitlichen Dialog in einer globalen Gesellschaft.
„Es ist diese Gemeinsamkeit, die uns die Hoffnung vermittelt, dass ein Leben der Menschen in Frieden mit und füreinander auf der ganzen Welt möglich ist. Für diese Hoffnung zu leben setzt harte Arbeit voraus, für die alle Menschen versuchen sollten, täglich neue Kraft zu finden und aufzubringen. Das ist der Sinn und zugleich Auftrag des Volkstrauertages.“
Die Pfarrerin schloss mit einem Zitat von Jimi Hendrix: „Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden.“
Im Anschluss an Pfarrerin Rahm verlas die Ortsbürgermeisterin das Totengedenken:
Wir denken heute
an die Opfer von Gewalt und Krieg,
an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken
der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder
danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und
Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer,
die verfolgt und getötet wurden,
weil sie einem anderen Volk angehörten,
einer anderen Rasse zugerechnet wurden,
Teil einer Minderheit waren oder deren Leben
wegen einer Krankheit oder Behinderung
als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer,
die ums Leben kamen, weil sie Widerstand
gegen Gewaltherrschaft geleistet haben,
und derer, die den Tod fanden, weil sie an
ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern
um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage,
um die Opfer von Terrorismus und
politischer Verfolgung,
um die Bundeswehrsoldaten und
anderen Einsatzkräfte,
die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken heute auch derer,
die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.
Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus,
Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.
Wir trauern mit allen,
die Leid tragen um die Toten und
teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der
Hoffnung auf Versöhnung unter den
Menschen und Völkern,
und unsere Verantwortung gilt dem
Frieden unter den Menschen zu Hause
und in der ganzen Welt.
Die gemeinsame Kranzniederlegung erfolgte in der Kriegergedächtniskapelle.
Die Ortsgemeinde Herxheim dankt dem GV Concordia für Liedbeiträge, der Kolpingskapelle Herxheim für Musikbeiträge und der Feuerwehr Herxheim für die Kranzniederlegung in der Kapelle. Besonderer Dank richtet sich an Hermann Schnurr, der die Kriegergedächtniskapelle seit Jahren mit großem Einsatz pflegt.