Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme von 1958 ist der Panzergraben schon fast 20 Jahre alt. Am Ende der Luitpoldstraße sind die Häuser schon an das Gewässer herangerückt. Ansonsten liegt der Panzergraben noch weit vom Dorf. Mittlerweile haben Südring und die Albert-Detzel-Straße mit ihren Stichstraßen den Panzergraben eingeholt und eingefasst.
Der vor wenigen Monaten verstorbene Walter Jüllig ließ sich 1951 vor dem Panzergrabe fotografieren. Sein Standpunkt war die Schließe beim heutigen Übergang vom Südring zur Albert-Detzel-Straße. Im Hintergrund die Luitpoldstraße.
Schlittschuhlauf auf dem Kanal in den 50er Jahren.
Alfons Flick bei einem Sonntagsritt entlang des noch baumfreien Ufer des Panzergrabens Anfang der 1950er.
Am Abend des 23. März 1945 waren die amerikanischen Truppen nach letzten Abwehrkämpfen deutscher Verbände in Herxheim eingerückt. Am nachfolgenden Tag hatten sich die letzten deutschen Truppenteile auf die andere Rheinseite abgesetzt. In und um Herxheim schwiegen die Waffen.
Die zahlreichen Bunker und der Panzergraben blieben den Herxheimern erhalten – vorerst. Schon bald mussten die Bunker auf Anordnung der französischen Militärregierung gesprengt werden und standen als Ruinen bis in die 70er Jahre im und um das Dorf. Und was war mit dem Panzergraben?
Sowohl bei der Bevölkerung wie auch im Rathaus hatten man andere Sorgen, als sich um ein Relikt aus Kriegstagen zu kümmern. Da war die Sorge um das tägliche Brot, die Schaffung von Unterkünften für die Vertriebenen aus den ehemaligen Reichsgebieten im Osten und die Flüchtlinge aus den deutschsprachigen Gebieten Tschechiens, Jugoslawiens und Rumäniens sowie weiterer Länder im Osten, aber auch die allgemeine Wohnungsnot, die ihre Ursache in der Vernachlässigung des Wohnungsbaus in den fünf Jahren des Krieges hatte. Da war aber auch Vergangenheitsbewältigung in Form von Entnazifizierung und Klagen gegen die lokalen Nazigrößen vor der Strafkammer und der Restitutionskammer der Gerichte.
Der Panzergrabe resp. Kanal blieb vorerst sich selbst überlassen. Er lag ja nicht im Dorf, sondern in deutlichem Abstand vor dem Dorf. Sogar die südlichsten Häuser der Luitpoldstraße und der Speiertsgasse hielten noch respektablen Abstand davon. Südlich des Panzergrabens gab es lediglich den Fußballplatz des SV Viktoria, den Festplatz (Luitpoldplatz), die Motorrad-Rennbahn, das ehemalige RAD-Lager und das Schwimmbad. Eine Ausnahme bildete die in den Jahren vor dem Krieg isoliert errichtete „Siedlung“.
Die Herxheimer machten sich den Kanal in mehrfacher Form zu eigen. Er mutiert zum Gewässer für die Angler. Nicht nur tagsüber, auch in den Abendstunden standen „Petrijünger“ mit zwei oder drei Angelgerten am Wasser und hofften auf reichen Fang. Der 1946 gegründete ASV (Angelsportverein) Herxheim führte Anglerwettbewerbe durch. An vorher gelosten Stellen stand dann jedem Angler eine festgelegte Zeit zur Verfügung, um möglichst viele Fische am Ende des Wettbewerbs auf die Waage zu bringen und zum Anglerkönig gekürt zu werden.
Wenn in den Wintermonaten eine dicke Eisdecke die Wasserfläche des Kanals überzog, dann spannten sich Kinder und Jugendliche die Schlittschuhe unter feste Schuhe, zeigten mehr oder weniger kunstvolle Figuren auf dem Eis oder spurteten um die Wette. Es war möglich, mehre hundert Meter in einer Richtung unterwegs zu sein; ein Bild, das ein wenig dem Schlittschuhlauf auf den Grachten der Niederlande ähnelte.
Die viele Meter breite Wasserfläche des Kanals weckte auch Lust auf eine Bootsfahrt. So tauchten nach dem Krieg wiederholt selbstgebaute Kanoes als Zwei- oder Dreisitzer auf dem Kanal auf. Wer damit den Kanal in seiner ganzen Länge durchfahren wollte, musste sein Boot vor den Schließen aus dem Wasser nehmen und dieses im tieferen Niveau wieder wässern. Die beliebteste Strecke war der Kanalabschnitt zwischen Luitpoldstraße und Speiertsgasse, zwischen Oberdeich und Niederdeich.
Wie schon im vorausgehenden Beitrag berichtet, wurde der Kanal mit den Wassern des Klingbach gefüllt und nach wie vor gespeist. Dieser jedoch führte zu diesem Zeitpunkt gewaltig viele organische und anorganische Trübstoffe mit sich. Schließlich verfügten die Dörfer im Allgemeinen, so auch nicht die Dörfer am Klingbach und dessen zukommenden Bächen wie Kaiserbach und Quodbach über eine Kanalisation. Nicht nur sämtliche Regen- und sonstigen Oberflächenwasser aus Rohrbach, Insheim, Billigheim, Klingen, Heuchelheim, Klingenmünster, Göcklingen wurden direkt oder indirekt über die Straßenrinnen dem Klingbach zugeführt, sondern auch die gebrauchten Wasser aus den Haushalten, der Küche, dem Bad, dem Waschzuber u.a. landeten schließlich im Klingbach. (In Herxheim startete die Kanalisation erst im Jahre 1952 und nahm für den Altortkern mehrere Jahre in Anspruch.) Die Trübstoffe landeten über die Zuleitung aus dem Klingbach auch in den Kanal, setzten sich auf Grund der sehr geringen Fließgeschwindigkeit an dessen Grund und Rändern ab. Während der Klingbach regelmäßig nach gesetzlichen Vorgaben gereinigt wurde, war es nur eine Frage der Zeit, wann diesbezüglich auch beim Panzergraben eingegriffen werden musste. Noch aber war dieser ein Freizeit-Eldorado bis Anfang der 50er Jahre. Es war das Jahr, als man glaubte, der alljährlich auftretenden und in diesem Jahr besonders schlimmen Maikäferplage mit der Sprühung des Insektizids DDT vom Flugzeug aus Herr zu werden. In der Tat purzelten die toten Maikäfer aus den Baumkronen, leider aber wurde auch ein Großteil des Fischbestands des Panzergrabens vernichtet. Tote Fische schwammen bäuchlings an der Wasseroberfläche des Kanals und mussten korbweise abgeschöpft werden.